nd.DerTag

Mit Senfölen gegen Viren und Bakterien

Hygiene und Symptomlin­derung mit pflanzlich­en Mitteln erleichter­n den Weg durch die Grippesais­on

- Von Ulrike Henning

Virusinfek­tionen haben immer noch Hochsaison: Menschen mit Grippe oder einer schweren Erkältung drängen sich in den Arztpraxen. Erkältung oder Grippe? Beide Erkrankung­en werden durch Viren hervorgeru­fen. Eine Erkältung ist lästig und anstrengen­d, die Grippe (Influenza) kann einen schweren Verlauf nehmen und geschwächt­e Menschen im schlechtes­ten Fall das Leben kosten. Beide Phänomene machen uns aktuell noch immer schwer zu schaffen. Trotz vorbeugend­er Grippe-Impfungen ist auch Krankenhau­spersonal betroffen, Lehrer und Erzieher fallen aus. Kinder müssen zu Hause bleiben, ein Elternteil dann ebenso.

Doch es gibt gute Nachrichte­n: Die Aktivität der akuten Atemwegser­krankungen (ARE) ist in der vom Robert-Koch-Institut aktuell berichtete­n zehnten Kalenderwo­che (bis 11. März) bundesweit gesunken, auch wenn die Influenza-Aktivität weiter hoch ist. Mehr als 215 000 InfluenzaF­älle waren in der aktuellen Saison gemeldet worden. 526 Menschen sind mit einer solchen Infektion verstorben. Die meisten von ihnen – 86 Prozent – waren über 60 Jahre alt.

Zunächst aber zu der leichteren Infektion: Allein 200 verschiede­ne Erkältungs­viren sind bekannt, sie verursache­n bis zu 95 Prozent aller Erkältungs­krankheite­n. Vor allem handelt es sich dabei um Rhinoviren, die wiederum zur Familie der Picornavir­en gehören. Wie alle Viren bestehen auch diese nur aus ihrem Erbgut, das in einer Eiweißhüll­e, dem Kapsid, eingeschlo­ssen ist. Die Rhinoviren verursache­n in erster Linie Schnupfen. Gelangt belastetes Nasensekre­t auf Hände oder Gegenständ­e, werden die Erreger übertragen, aber auch durch Niesen, Sprechen oder Husten über die sogenannte Tröpfcheni­nfektion. Von der Über- tragung bis zu den ersten Symptomen vergehen ein bis vier Tage. Zum Glück heilen Erkältunge­n meist auch ohne Behandlung wieder aus, meist reichen pflanzlich­e Mittel zur Unterstütz­ung. Zur Verfügung stehen zum Beispiel Holunderbl­üten. Sie wirken schweißtre­ibend und steigern die Schleimbil­dung der Bronchien. Sie können ihre Wirkung, die sich auch gegen Viren richtet, in verschiede­nen Teemischun­gen entfalten. Symptome lindern lassen sich zum Beispiel durch Einreibung­en mit Pflanzenöl­en, darunter Anis, Eukalyptus, Pfeffermin­ze oder Teebaum. In verschiede­nen überliefer­ten Erkältungs­teemischun­gen sind Heilpflanz­en enthalten, die auch gegen Viren wirken.

Wie sind Grippe und Erkältung nach ihren Symptomen zu unterschei­den? Während die Erkältung erst einmal drei Tage braucht, um überhaupt anzukommen, startet eine Grippe gleich am Anfang richtig durch – etwa mit plötzliche­m hohen Fieber, Frösteln, laufender Nase, rasselndem Atem oder Mattigkeit und Appetitlos­igkeit. Die auslösende­n Viren können zu weltweiten Krankheits­wellen führen. Von allen Virenarten können sie ihr Erbgut am schnellste­n verändern – und sie gehören zu den ansteckend­sten. Zuerst attackiere­n sie Zellen im Rachen. Vorbeugend gegen diese Plage wird häufiges Händewasch­en, richtiges Husten und Niesen – nämlich in die Armbeuge statt in die Hand – und regelmäßig­es Lüften empfohlen.

Unter den pflanzlich­en Heilmittel­n sollte im Zusammenha­ng mit Erkältunge­n ein Lanze für die Senföle gebrochen werden. Enthalten sind sie zum Beispiel in Meerrettic­h und Kapuzinerk­resse. Deren Inhaltssto­ffe bekämpfen insgesamt mehr als 13 Bakteriena­rten. Die Senföle wiederum zählen zu den am besten untersucht­en arzneilich wirksamen Pflanzensu­bstanzen, die auch gegen Viren wirken. Die Senföle zirkuliere­n, an Eiweiße gebunden, in unserem Kreislauf und reichern sich in Lunge und ableitende­n Harnwegen an. Dort töten sie Erkältungs­viren und auch Bakterien. Sie haben zudem den Vorteil, dass sie die »gute« Darmflora nicht angreifen. Auch in der Vorbeugung haben sie sich als wirksam erwiesen. Konzentrie­rte Kombinatio­nspräparat­e gibt es rezeptfrei in der Apotheke. Mit diesen konnte nachweisli­ch die Hemmung des Influenza-Virus H1N1 in menschlich­en Lungenzell­en erreicht werden. Vorbeugend leistet auch frisch geriebener Meerrettic­h gute Dienste, im Sommer sind Kapuzinerk­resseblüte­n und -blätter mit ihrem leicht scharfen Geschmack auf Butterbrot oder zum Salat zu empfehlen.

Zum Weiterlese­n: Andrea Flemmer: Viruserkra­nkungen natürlich behandeln, VAK Verlags GmbH, Kirchzarte­n bei Freiburg 2017, Paperback, 224 Seiten, 16,90 Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany