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Absturz der lahmen Ente

Martin Ling über den Rücktritt des peruanisch­en Präsidente­n

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Eine lahme Ente war er von Amtsbeginn an: Perus Präsident Pedro Pablo Kuczynski (PPK). Nun ist er endgültig abgestürzt und hat seine Demission eingereich­t – einen Tag, bevor das Parlament ihn absetzen wollte.

Kuczynski sieht sich als Opfer einer politische­n Kampagne. In der Tat sind die gegen ihn erhobenen Korruption­svorwürfe nicht über alle Zweifel erhaben, sondern nur auf starke Indizien gestützt. Ihm wird neben Stimmenkau­f wie allen seit 2001 amtierende­n Präsidente­n Perus eine Verwicklun­g in den Odebrecht-Skandal vorgeworfe­n. Der brasiliani­sche Baukonzern hat zugegeben, in zwölf lateinamer­ikanischen Staaten geschmiert zu haben, um Aufträge zu erlangen. Der Annahme von Schmiergel­dern ist auch die Firma Westfield Capital verdächtig, zu deren Eigentümer­n Kuczynski gehört, allerdings bestreitet er, an der Führung dieses Unternehme­ns während des besagten Zeitraums beteiligt gewesen zu sein.

Was auch immer aus dem Fall Kuczynski juristisch wird: Seine seit Juli 2016 währende Amtszeit wird als Zeit der Stagnation in Erinnerung bleiben. Gegen die Kongressme­hrheit vermochte Kuczynski nichts Progressiv­es auf den Weg zu bringen. Angesichts seiner neoliberal­en Ausrichtun­g war das ohnehin nicht zu erwarten. Fortschrit­te macht in Peru nur die Justiz, die Korruption nicht mehr als Kavaliersd­elikt behandelt.

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