Links muss passieren
Ihr Fett hat die Linke in den letzten Jahren in trister Regelmäßigkeit wegbekommen. Das bürgerliche Feuilleton, drittklassige Kolumnisten und Hinterbänkler der Historikerzunft, tobten sich mit vertrauter konservativer Affektiertheit an einem Linksruck ab, den es so, wie sie ihn beschrieben, gar nicht gab. Es dennoch zu behaupten: Das war trendy. Und so haben sich im letzten Jahrzehnt einige Linkenhasser redlich darum bemüht, den Menschen ihr ganz eigentümliches Bild von den Linken im Lande zu vermitteln. Alles nur aus einem Grund: damit die Wählerinnen und Wähler nur bloß keine Experimente wagen.
Freilich war nicht alles, was diese Mahner da so an Instruktionen an ein Massenpublikum herantrugen, gänzlich verkehrt. Natürlich spinnen einige Linke im Lande. Manche sogar gewaltig. Was diese Publizisten allerdings verkehrt dargestellt haben: Sie haben »analytisch« so getan, als ob die Fundis, die sie beschrieben, eins zu eins mit der seinerzeit noch recht jungen Partei der Linken in Deckungsgleichheit zu bringen wäre ...
Dieses Buch möchte eine triviale Tatsache nochmals klarstellen:
Linken – die gibt es gar nicht. Es gibt wie überall solche und solche. Und dann noch diejenigen, die ein bisschen solchener sind als die anderen. Und die schrecken mit ihrer Haltung, ihrem Hang zur Dramatisierung und Diabolisierung politischer Kontrahenten ganz gewaltig die politischen Normalverbraucher ab. Auch auf Kosten anständiger Leute aus dem linken Lager. Das ist fürwahr kein Nischenproblem, keine Randgruppensorge. Denn es wird langsam, aber sicher Zeit für einer Alternative zur Altersnaiven im Kanzleramt ...
Damit alternativ etwas geht, mus sich auch die Linke von ihren fundamentalen Lebenslügen und fundamentalistischen Kollegen ein bisschen distanzieren. Es ist an der Zeit, dass sich das linke Projekt entspannt und von gewissen falschen Freunden deutlich distanziert. Am besten so schnell wie möglich – es eilt, die neoliberalen machen Koalition, die Rechten knobelbechern im Reichstag durch die Reihen. Links muss passieren.
Aus dem Vorwort von Roberto J. DeLapuente zu seinem Buch »Rechts gewinnt, weil Links versagt. Schlammschlachten, Selbstzerfleischung und rechte Propaganda« (Westend, 222 S., br., 18 €).