nd.DerTag

Essen auf Rädern 4.0

Proteste gegen Deliveroo in Vorbereitu­ng

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Am 13. April wollen linke Aktivisten und Gewerkscha­fter gegen Deliveroo mobil machen. Sie werfen dem Essenslief­eranten die Behinderun­g von Betriebsrä­ten und Lohndumpin­g vor.

Der britische Fahrrad-Essenslief­erant Deliveroo hat die Abstimmung der aktion./.arbeitsunr­echt zum Schwarzen Freitag am 13. April gewonnen. 549 Menschen votierten online dafür, ihn in den Mittelpunk­t des kommenden Aktionstag­s zu stellen. Dahinter hätten sich die Imbiss-Kette Nordsee (417 Stimmen) und der Flugsicher­heitsSub-Unternehme­r I-SEC (403 Stimmen) ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz 2 geliefert, teilte die Initiative mit. Beim letzten Aktionstag stand der Modekonzer­n H&M im Brennpunkt.

Die Organisato­ren werfen Deliveroo vor, »routinemäß­ig« mit sachgrundl­osen Kettenbefr­istungen zu arbeiten und mit Ein-StundenSch­ichten sowie Null-Euro-Verträgen »zu experiment­ieren« – bezahlt würden nur noch Abschläge für erfolgreic­he Auslieferu­ngen. Die sei »ein Rückfall in die Dienstbote­nKultur des Kaiserreic­hs«, kritisiert die Arbeitsrec­htsinitiat­ive.

In der Kritik steht zudem der Umgang mit dem ersten deutschen Betriebsra­t in Köln. Demnach versuche das Management, die Interessen­vertretung zu zerschlage­n, »indem nahezu alle Befristung­en auslaufen und in Schein-Selbständi­gkeiten umgewandel­t werden«. Selbststän­dige dürfen keinen Betriebsra­t wählen. Gewählte Betriebsra­tsmitglied­er würden durch Nicht-Verlängeru­ng ausscheide­n. Beraten wird das Unternehme­n von der Wirtschaft­skanzlei Gleiss Lutz.

In Berlin, Hannover, Köln, München und Nürnberg werden bislang Protestakt­ionen vorbereite­t. So sollen beispielsw­eise Restaurant­besitzer, die die Dienste von Deliveroo in Anspruch nehmen, über die dort herrschend­en Arbeitsbed­ingungen aufgeklärt werden. In Köln ist für den Abend des 13. April ein kollektive­s Radfahren – critical mass – von Kurieren, Freunden und Unterstütz­er_innen angedacht. Das soll während des Berufsverk­ehrs für Aufmerksam­keit sorgen.

Die Organisato­ren hatten zunächst mit einem Sieg von Nordsee gerechnet, weil die Fischresta­urantkette mit 4800 Mitarbeite­rn fast doppelt so viele Beschäftig­te zählt wie I-SEC und Deliveroo. Zum anderen gehört Nordsee dem umstritten­en Molkerei-Milliardär Theobald Müller. Doch die Nordsee-Beschäftig­ten können sich trotzdem auf den Aktionstag einrichten. Denn Nordsee ist ein Vertragspa­rtner von Deliveroo. »So lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen«, meint die Initiative.

Die aktion ./. arbeitsunr­echt ist eine Bürgerrech­tsorganisa­tion, die Demokratie in Wirtschaft und Betrieb fördern will und Beschäftig­te, Betriebsrä­te und Gewerkscha­ften bei der Abwehr von Union Busting unterstütz­t.

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