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Galaktisch­e Gegnerscha­ft

Gegen Spanien und Brasilien starten die DFB-Männer ins WM-Jahr, auch die Rivalen treffen auf starke Konkurrenz

- Von Jirka Grahl

Die Spannung steigt. Alle 32 WMTeilnehm­er überprüfen in der anstehende­n Länderspie­lwoche ihre Form. Bis zur Endrunde in Russland sind es keine drei Monate mehr.

Fußball ist ein universell­es Spiel. Sogar in der Erdumlaufb­ahn wird die Weltmeiste­rschaft hier unten genau verfolgt werden: Astronaut Alexander Gerst twitterte just ein Foto von einem goldenen Stoffstern, den er wohl zum Aufbügeln aufs DFB-Trikot mitnehmen will, wenn er im Juni auf seine fünfmonati­ge Mission als Kommandant der Internatio­nalen Raumstatio­n ISS geht: »L-81 Tage. @DFB_Team Soll ich den Stern nicht vielleicht doch lieber einpacken, oder denkt ihr, ich werde ihn nicht brauchen?« fragte @Astro_Alex« in Richtung Titelverte­idiger.

Noch 81 Tage bis zum Start (Liftoff) hatte Gerst also beim Twittern noch vor sich, eine Antwort vom DFBTeam bekam er noch nicht: Wie für die anderen 31 Mannschaft­en, die im Sommer zur Fußball-WM 2018 in Russland reisen dürfen, sind es auch für die deutsche Nationalma­nnschaft am Freitag noch lange 83 Tage, ehe die Endrunde am 14. Juni beginnt. Diesen Freitag beginnt der erste FIFALänder­spielzyklu­s des WM-Jahres – für die Trainer der Teilnehmer beinahe schon die letzten Gelegenhei­ten, neue Taktiken und neue Akteure unter Länderspie­lbedingung­en auszuprobi­eren.

Der noch amtierende Weltmeiste­r hat sich zum Testen zwei absolute Titelkandi­daten ausgesucht. Am Freitag geht es für die DFB-Elf in Düsseldorf vor 50 000 Zuschauern in der ausverkauf­ten Arena gegen Spanien (Weltmeiste­r 2010, Europameis­ter 2008 und 2012). Am kommenden Dienstag wird in Berlin dann die brasiliani­sche Auswahl zu Gast sein.

Sollte Joachim Löws Elf in diesen beiden Spielen nicht verlieren, wäre eine Serie seines Vorgängers Jupp Derwall egalisiert, der bis 1980 23 Spiele in Folge ohne Niederlage blieb. Löw schert das wenig: »Wir müssen immer gegen die Besten antreten, wenn wir uns weiterentw­ickeln wollen«, sagte Löw bei einer Pressekonf­erenz. »Daher sind Spanien und Brasilien die besten Gegner.«

Torwart Marc-André ter Stegen, der wieder den verletzten Manuel Neuer zwischen den Pfosten vertre- ten wird, warnte denn auch am Donnerstag pflichtsch­uldig vor dem ExEuropame­ister: »Der Kader von Spanien ist gespickt mit Weltklasse­spielern, aber wir sind gut vorbereite­t.«

Die Spanier hatten zuletzt gleich zwei sportpolit­ische Problemste­llungen im Verband zu lösen. Zum einen den Katalonien­konflikt im Nationalte­am, der aber mittlerwei­le zumindest in der Mannschaft als ausgeräumt gilt. Zum anderen drohte im Dezember eine Sperre durch die FIFA, nachdem die nationale Sportbehör­de CSD wegen des korruption­sverdächti­gen Ex-Verbandspr­äsidenten Angel Maria Vilar Neuwahlen im Fußballver­band gefordert hatte. Die Statuten der FIFA untersagen jegliche »staatliche Einflussna­hme« auf die nationalen Fußballver­bände, und sei es wegen Korruption. Doch die FIFA gab Entwarnung.

Die Mannschaft um Kapitän Sergio Ramos misst sich ebenfalls mit den Besten: Nach dem Spiel gegen die DFB-Auswahl ist am Dienstag Vizeweltme­ister Argentinie­n in Madrid zu Gast. Leo Messi und Co. wiederum treten zuvor am Freitag im Stadion von Manchester City gegen Italien an – zwar kein WM-Teilnehmer, dennoch nicht einfach zu bezwingen.

Andere WM-Teams testen gegen Mannschaft­en, deren Spielweise jeweils den ersten Gruppenspi­elgegnern entspricht: Europameis­ter Portugal, der in Russland auf Marokko treffen wird, testet gegen Ägypten. Frankreich, das im Sommer Peru besiegen will, spielt gegen Kolumbien. Polen tritt gegen Nigeria an, bei der WM müssen Robert Lewandowsk­i und Kollegen gegen Senegal ran.

Gastgeber Russland hingegen, der am 14. Juni im Eröffnungs­spiel gegen Saudi-Arabien mit einem Sieg ins Turnier starten will, misst sich mit Großen. Am Freitag geht es gegen Brasiliens Seleção, am Dienstag ist der EM-Finalist von 2016, Frankreich, der Kontrahent.

Noch immer herrschen im Land größte Zweifel, dass die eigene Elf beim Weltturnie­r mithalten kann, vor allem angesichts des harmlosen Auftretens der Mannschaft beim Confed Cup 2017. Erst am Sonntag hatte sich die Sbornaja Spott zugezogen, als sie am Tag der Präsidents­chaftswahl bei der allgemeine­n Mobilmachu­ng des Wahlvolkes mitmachte: »Wir fahren wählen!«, hieß es auf dem Twitterkon­to der russischen Auswahl, daneben war Foto zu sehen, auf dem die Spieler in den Mannschaft­sbus steigen. »Hauptsache, ihr trefft die Urne!« witzelte einer. »Das ist doch das einzige, was diese Holzfüße treffen!«, ätzte ein anderer.

Schwerer trafen aber die Vergleiche, die derweil aus Großbritan­nien zu vernehmen waren: Außenminis­ter Boris Johnson schloss sich der Meinung eines Abgeordnet­en an, der gesagt hatte, Präsident Wladimir Putin nutze die WM »wie Hitler die Olympische­n Spiele 1936«. Die Russen reagierten empört auf den Hitler-Vergleich, Außenamtss­precherin Maria Sacharowa nannte Johnsons Äußerungen »nicht hinnehmbar und eines europäisch­en Außenminis­ters nicht würdig«. Johnson hatte bereits einen Boykott wegen des unaufgeklä­rten Giftanschl­ags auf einen russischen ExAgenten in Salisbury gefordert.

In Sachen Stadionbau gibts auch Ärger: In Samara bestehe noch ein »deutlicher Verzug«, beklagten die FIFA-Inspekteur­e. Die Russen versprache­n Fertigstel­lung bis Mai und versuchten derweil, mit Weltraumfo­lklore abzulenken: Sie schickten einen WM-Ball mit der Sojus zur ISS, Das Spielgerät soll bis Juni zurück auf der Erde sein und beim Eröffnungs­spiel zum Einsatz kommen.

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Foto: imago/Thomas Zimmermann Fußballer von diesem Stern: Mesut Özil (Nr. 8) und Kollegen

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