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Gestoppt auf der A7

Der katalanisc­he Ex-Präsident Puigdemont wurde in Deutschlan­d festgenomm­en

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Berlin. Der katalanisc­he Ex-Regionalpr­äsident Carles Puigdemont ist am Sonntag nach der Einreise aus Dänemark in Deutschlan­d festgenomm­en worden. Grundlage für die Festnahme sei ein europäisch­er Haftbefehl, teilte ein Sprecher des Landespoli­zeiamts in Kiel mit. Kräfte der Landespoli­zei Schleswig-Holstein hätten Puigdemont um 11.19 Uhr auf der Bundesauto­bahn 7 festgenomm­en. Der 55-Jährige habe sich auf dem Rückweg aus Finnland nach Belgien befunden, sagte Puigdemont­s Sprecher Joan Maria Pique. Er werde von der Polizei gut behandelt. Die »Kieler Nachrichte­n« berichtete­n unter Berufung auf Justizkrei­se, dass Puigdemont erwäge, einen Asylantrag in Deutschlan­d zu stellen. Die Federführu­ng für das Verfahren hat zunächst die Generalsta­atsanwalts­chaft in Schleswig-Holstein.

Der im Brüsseler Exil lebende Puigdemont war zuletzt zu Gesprächen im finnischen Parlament und hatte zudem am Freitag an der Universitä­t Helsinki eine Rede gehalten. Anschließe­nd wollte er nach Angaben seines Sprechers über Dänemark und Deutschlan­d zurück nach Belgien reisen. Finnland hatte sich auf spanischen Antrag hin bereit erklärt, Puigdemont zu verhaften, doch hatte dieser das Land zu diesem Zeitpunkt schon wieder verlassen.

Nach einem von Madrid für illegal erklärten Unabhängig­keitsrefer­endum sowie einem Beschluss zur Abspaltung Katalonien­s von Spanien war Puigdemont Ende Oktober 2017 von der spanischen Regierung als Regionalpr­äsident abgesetzt worden. Daraufhin hatte er sich nach Brüssel abgesetzt, um der spanischen Justiz zu entkommen. Gegen ihn wird u.a. wegen Rebellion ermittelt, bei Rückkehr nach Spanien droht die sofortige Inhaftieru­ng.

Die spanische Justiz blockiert derzeit zudem mit der Verhängung weiterer Haftbefehl­e gegen Politiker die Bildung einer Regionalre­gierung in Katalonien.

Der katalanisc­he Ex-Präsident, Gallionsfi­gur der Unabhängig­keitsbefür­worter und längst so etwas wie der »Staatsfein­d Nr. 1« in Spanien, Carles Puigdemont, wurde verhaftet. Ausgerechn­et in Deutschlan­d, einem der mächtigste­n Länder der Europäisch­en Union. Zuvor hatte schon Finnland zugestimmt, den Politiker verhaften zu lassen, der sich dort kurzzeitig aufgehalte­n hatte, doch da war Puigdemont offenbar schon weitergere­ist. Mit diesem Schritt hat sich – Haftbefehl hin oder her – die EU endgültig hinter die spanische Regierung gestellt und damit jede Chance auf eine Vermittler­rolle in dem verfahrene­n Konflikt verspielt.

Dabei muss man sich vor Augen halten, dass der nun von der deutschen Polizei Festgenomm­ene wahrlich kein Radikaler ist, er ist ein bürgerlich­er Nationalis­t – einer, mit dem die EU ganz sicher einen Kompromiss hätte finden können, wenn sie es denn gewollt hätte. Im Grunde ist die Verhaftung Puigdemont­s ein Schuss ins eigene Knie, eine Auslieferu­ng an Spanien käme der Amputation des eigenen Beines gleich. Denn: Eine Radikalisi­erung der Unabhängig­keitsbeweg­ung in Katalonien ist dann so gut wie sicher. Gut möglich, dass die EU sich bald wünschen wird, sie hätte mit einem Gemäßigten wie Puigdemont verhandelt.

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Foto: dpa/Olivier Matthys Exiliert, verhaftet – bald an Spanien ausgeliefe­rt?

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