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Heinos Resterampe

- Von Jürgen Amendt

»Heino schenkt Heimatmini­sterin Platte mit SS-Liedern«, titelte dieser Tage die »Süddeutsch­e Zeitung«. Ja, und, möchte man entgegnen, in China ist ein Sack Reis umgefallen! Da kommt zusammen, was zusammenge­hört! Wer meint, mit der AfD um die Wette »Heimat, Heimat, Heimat« grölen zu müssen, nur um deren Wählerscha­ft anzubagger­n, braucht sich über solche Geschenke nicht zu wundern.

Doch das wäre wohlfeil. Heino ist nicht irgendwer. Auf den Gast Heinz Georg Kramm (so der bürgerlich­e Name Heinos) muss man als Heimatpoli­tikerin stolz sein. Gut, es war auch eine Art Notlösung, den Sohn eines Düsseldorf­er Zahnarztes und einer Hausfrau (Vater katholisch, Mutter evangelisc­h, Großvater Organist im Kölner Dom) derart ins Rampenlich­t zu rücken. Nordrhein-Westfalens Heimatmini­sterin Ina Scharrenba­cher (CDU) hatte zu ihrem Heimatreff­en (euphemisti­sch »Heimatkong­ress« genannt) neben Kramm 46 andere »Heimatbots­chafter eingeladen; doch viele kamen nicht, und da musste das Ministeriu­m nehmen, was es bekam.

Der 79-Jährige kann die Kritik an seiner Liedauswah­l nicht verstehen. Die Lieder könnten doch nichts dafür, dass sie von der SS missbrauch­t worden seien; schließlic­h stammten sie aus der Zeit vor 1933. Das »Treuelied« der SS (»Wenn alle untreu werden«) sei zum Beispiel auch von NS-Widerstand­skämpfern gesungen worden.

Genau hier aber liegt das Problem. Das »Treuelied« entstammt der Feder Maximilian von Schenkendo­rfs, eines Dichters der antinapole­onischen Kriege. Geschriebe­n hat er es 1814, als die Auflehnung gegen die französisc­hen Besatzer in Deutschlan­d noch als Befreiung bezeichnet, aber schon mit reaktionär­en Untertönen geführt wurde. Der letzte Vers endet mit den Zeilen: Wir woll’n das Wort nicht brechen/ und Buben werden gleich,/ woll’n predigen und sprechen/ vom heil’gen Deutschen Reich«. Das passte in das Jahr 1814, aber schon nicht mehr in das Jahr 1981 und erst recht passt es nicht mehr in die heutige Zeit.

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Foto: dpa/Horst Ossinge Mag es gerne treu und deutsch: Heinz Georg Kramm

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