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Trump will einen guten Deal für die USA

Die EU hat erreicht, dass europäisch­e Firmen von den neuen Zöllen ausgenomme­n sind – doch zu welchem Preis?

- Von Christian Mihatsch

Die USA verlangen Gegenleist­ungen von den Ländern, die von den Stahl- und Aluminiumz­öllen ausgenomme­n werden. Was dies etwa für die EU bedeutet, ist aber noch unklar. Seit vergangene­m Freitag erheben die USA einen Zoll von 25 Prozent auf Stahl- und von zehn Prozent auf Aluminiumi­mporte. Davon sind mehrere Länder ausgenomme­n, darunter die EU-Staaten. Doch die Zölle sind vorerst nur bis zum 1. Mai ausgesetzt, also für gut fünf Wochen. Damit werde Zeit geschaffen für »Diskussion­en über zufriedens­tellende, langfristi­ge Alternativ­maßnahmen, um die befürchtet­e Schädigung der nationalen Sicherheit der USA zu adressiere­n«, wie es US-Präsident Donald Trump ausdrückte. Ob die Zölle längerfris­tig ausgesetzt werden, entscheide er dann »basierend auf dem Stand dieser Diskussion­en«.

Damit ist zweierlei klar: Die USA wollen verhandeln und letztlich entscheide­t ein einziger Mann – Donald Trump. Unklar bleibt hingegen, worüber die USA genau verhandeln wollen. Schließlic­h ist offensicht­lich, dass Stahl- und Aluminiumi­mporte aus NATO-Ländern oder von anderen außenpolit­ischen Verbündete­n keine Gefahr für die Sicherheit der USA darstellen. Auch die Liste der Länder, die vorerst von den neuen Zöllen verschont bleiben, lässt keine Rückschlüs­se zu. Da sind einerseits Kanada und Mexiko, mit denen Washington über eine Modernisie­rung des Nordamerik­anischen Freihandel­sabkommens (NAFTA) verhandelt. Das gleiche gilt für Südkorea, das ebenfalls ein bilaterale­s Freihandel­sabkommen mit den USA derzeit nachverhan­delt. Erwartungs­gemäß ist zudem Australien ausgenomme­n, ohne allerdings Verhandlun­gen mit den USA zu führen. Überrasche­nd landeten zudem Argentinie­n und Brasilien auf Trumps Ausnahmeli­ste, während einige wichtige US-Alliierte hingegen fehlen: Japan, Taiwan, Neuseeland und das NATO-Land Türkei. Insgesamt sind mehr als die Hälfte der USStahl- und Aluminiumi­mporte von den Zöllen vorläufig befreit.

Die möglichen US-Forderunge­n sind vielfältig: Das naheliegen­dste ist, dass die USA Unterstütz­ung einfordern beim Kampf gegen die Stahl- und Aluminiumü­berkapazit­äten in China. Die USA könnten aber auch verlan- gen, dass die EU und die anderen Länder Importquot­en für Stahl und Aluminium zustimmen. Damit würden deren Exporte in die USA gedeckelt. Da Trump sich insbesonde­re am EU-Zoll auf Autos stört, könnte er aber auch ein weiteres Handelsab-

kommen anstreben. Dieses müsste allerdings »nahezu den gesamten Handel abdecken«, damit es von der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) akzeptiert werden könnte.

Damit käme es zu einer Wiederaufl­age der Verhandlun­gen über die von Trump beerdigte, besonders in Europa umstritten­e Transatlan­tische Handels- und Investitio­nspartners­chaft (TTIP). Ob sich die EU darauf einlassen würde, ist allerdings fraglich. Insbesonde­re Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron verbindet hier Handelsfra­gen mit der Klimapolit­ik: »Warum sollten wir einen Handelsver­trag mit Ländern unterschre­iben, die das Pariser Abkommen nicht umsetzen wollen? Wir wären verrückt«, sagte er mit aller Deutlichke­it.

Möglich ist indes auch, dass Trump Handel und Verteidigu­ng verknüpft. Bekanntlic­h ist es ihm ein Dorn im Auge, dass die meisten europäisch­en NATO-Länder, darunter Deutschlan­d, weniger als zwei Prozent ihres Bruttoinla­ndsprodukt­es für Verteidigu­ng ausgeben. Der SPD-Europaabge­ordnete Bernd Lange, Vorsitzend­er des Handelsaus­schusses in Straßburg, schloss dies aber ebenfalls aus: »Es ist klar, dass es keine schmutzige­n Deals geben darf, um US-Zölle zu verhindern – etwa eine Erhöhung der europäisch­en Verteidigu­ngsausgabe­n«, sagte er gegenüber »Spiegel Online«.

Trump freut sich derweil über die Reaktionen auf seine Zölle: »Viele Länder rufen an, um bessere Handelsver­träge auszuhande­ln, weil sie die Stahl- und Aluminiumz­ölle nicht bezahlen wollen.« Hinsichtli­ch des Resultats ist er optimistis­ch: »Ich denke, dass wir in vielen, vielleicht in allen Fällen, schließlic­h einen Deal aushandeln.« Was diese Deals genau beinhalten sollten, sagt er aber nicht.

»Es ist klar, dass es keine schmutzige­n Deals geben darf, um US-Zölle zu verhindern.« Bernd Lange, SPD

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