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Mitgewirkt am Palast der Republik

- Von Kirsten Baukhage und Christian Thiele

Viele

Gebäude in Berlin tragen noch heute seine Handschrif­t: Der Architekt Manfred Prasser ist tot. Er starb bereits am vergangene­n Dienstag im Alter von 85 Jahren in einem Krankenhau­s, wie sein Sohn am Samstagabe­nd der Deutschen PresseAgen­tur sagte. Prasser, der gelernte Zimmermann und studierte Bauingenie­ur aus Kuhschnapp­el bei Chemnitz, galt als einer der ideen- und einflussre­ichsten Architekte­n der DDR.

Er baute das Konzerthau­s am Gendarmenm­arkt im Schinkelsc­hen Sinne mit um, rekonstrui­erte den Französisc­hen Dom, kreierte den Friedrichs­tadtpalast als moderne Musicalbüh­ne, entwarf Luxushotel­s. Sein Meisterwer­k war jedoch der große Saal im Palast der Republik – sechseckig, mit verschiebb­aren Wänden und ausgeklüge­lter Bühnentech­nik.

Von 1973 bis 1976 erbaut, war der Palast ein riesiger Veranstalt­ungs- und Vergnügung­stempel für die Ost-Berliner. Auch die Volkskamme­r hatte ihren Sitz im Palast der Republik. »Mit seinem Großen Saal im Palast der Republik hatte er eine einmalige architekto­nische Kostbarkei­t – eine Symbiose aus Technik, Farben und Licht – geschaffen«, zitiert der »Tagesspieg­el am Sonntag« einen Freund Prassers.

Vor dem 2006 begonnenen Abriss des Palastes schwärmte der leidenscha­ftliche und einfallsre­iche Architekt von den technische­n Finessen. »Es ist ein Haus, das Menschen gebaut haben und nicht Erich Honecker«, sagte er damals. »Ich bin stolz auf meine Arbeit.« 2015 kritisiert­e Prasser in einem Interview von »Zeit Online« den Abriss des asbestvers­euchten Gebäudes als überflüssi­g. »Das war knallharte­r Kommuniste­nhass. Was die DDR gebaut hatte, musste weg. Wie bei Ulbricht – der ließ das Schloss abreißen, weil er den Kaiser hasste. Die Deutschen lassen ihren Hass immer an Steinen aus. Sie beseitigen nicht den Geist, sondern die Bauwerke, die Symbole«, erklärte Prasser vor drei Jahren.

Er habe nichts gegen den Wiederaufb­au des Berliner Hohenzolle­rn-Schlosses, für den der Palast auch weichen musste. Doch der Entwurf seines italienisc­hen Kollegen Franco Stella fand keine Gnade vor seinen Augen. »Ich habe nichts gegen Architekte­n, die etwas Neues bauen wollen. Aber man kann keine Potemkin’sche Fassade errichten und dahinter ein Stahlbeton-Skelett. Ein solches Schloss ist gesellscha­ftspolitis­ch und historisch, Entschuldi­gung, Scheiße. Wenn historisch, dann richtig«, forderte der damals 82Jährige.

Prasser war auch am Bau des Grand Hotels an der Friedrichs­traße (heute Westin Grand Hotel) und am Dom-Hotel (heute Hilton Berlin) beteiligt. Für seine Projekte wurde er mehrfach ausgezeich­net, so auch mit dem Nationalpr­eis der DDR. Mit Blick auf die Hängeparti­e bei der Eröffnung des Hauptstadt­flughafens BER zitierte der »Tagesspieg­el« Prasser mit den Worten: »Ich hätte das Ding längst fertig!«

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Foto: imago/Gueffroy

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