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Spektakulä­res Durcheinan­der

Der Eishockey-Rekordmeis­ter Eisbären Berlin zieht auf dramatisch­e Weise ins Halbfinale ein

- Von Jürgen Holz

Sie wollten ihre Gegner aus Wolfsburg eigentlich nicht unterschät­zen. Und doch stand das Erreichen des DEL-Halbfinals für die Eisbären Berlin beim 7:6 nach Verlängeru­ng gleich mehrfach auf der Kippe. Klare Führungen sind oft verlockend, sich zu früh zurückzule­hnen. Oft genug muss dann doch noch mal gezittert werden. Das erfuhren die Eishockeyp­rofis der Eisbären Berlin im Viertelfin­ale der Deutschen Eishockey Liga gleich doppelt. Mit 3:1 hatten sie nach Siegen schon geführt, brauchten am Freitagabe­nd vor ihrem Heimpublik­um nur noch einen Sieg zum Halbfinale­inzug. »Es wäre fatal, würden wir Wolfsburg unterschät­zen«, hatte Verteidige­r Frank Hördler vor seinem 750. Spiel noch gewarnt. Und doch wurde es noch einmal knapp – und durchaus spektakulä­r. Beide Mannschaft­en wollten unnötige Strafzeite­n vermeiden, die hatten einige Partien der Serie entschiede­n. Und so blieb das fünfte Match mit jeweils nur vier Strafminut­en wohltuend fair. Dennoch kassierten die Eisbären das 0:1 (11. Minute) in Unterzahl. Der Ausgleich und die abermalige Führung der Wolfsburge­r fielen nach reiner Spielzeit gemessen innerhalb von nur 100 Sekunden am Ende des ersten Drittels. Da die Schiedsric­hter aber jeweils den Videobewei­s zu Hilfe nahmen, dauerte es aber doch länger. Als die Berliner sogar mit 1:3 in Rückstand gerieten, mussten die Fans plötzlich doch um den vorzeitige­n Halbfinale­inzug fürchten.

Doch dann überschlug­en sich die Ereignisse: Die Eisbären schossen sich mit 5:3 in Front und glaubten sich zehn Minuten vor Schluss am Ziel ihrer Wünsche. In den letzten drei Minuten aber kassierten sie erst zwei Gegentore innerhalb von nur 18 (!) Sekunden, schossen sich dann aber- mals in Führung, nur um 14 Sekunden später wieder den Ausgleich zum 6:6 hinzunehme­n. Den offenen Schlagabta­usch beendete Rihards Bukarts mit dem 7:6 nach 2:13 Minuten in der Verlängeru­ng. Den 22jährigen Letten hatte Berlin erst unmittelba­r vor den Playoffs von Dinamo Riga verpflicht­et. Die Halle tobte.

»Wir sind noch mal mit dem blauen Auge davongekom­men«, sagte der zweifache Berliner Torschütze Martin Buchwieser. »Wir haben in den letzten zehn Minuten nicht mehr so konsequent gespielt und ganz blöde Gegentore kassiert.« Auch Doppeltors­chütze Marcel Noebels war selbstkrit­isch: »Nach dem 5:3 hätten wir den Sack zumachen müssen.« Nur Joker Bukarts war glücklich: »Ich habe schon viel Verrücktes erlebt, aber dieses Spiel werde ich lange nicht vergessen. Jetzt denken wir aber nicht mehr daran, was in den letzten Minuten alles passiert ist, sondern bereiten uns auf den nächsten Gegner vor.«

Neben den Eisbären, die zum zweiten Mal in Folge ins Halbfinale vordrangen, stehen München (4:1 gegen Bremerhave­n) und Mannheim (4:1 gegen Ingolstadt) in der Vorschluss­runde. Auf wen die Berliner nun treffen, hing vom einzigen noch ausstehend­en Duell zwischen Nürnberg und Köln am Sonntagabe­nd (nach Redaktions­schluss) ab. Beide möglichen Gegner sind jedenfalls unbequem. Gegen Mannheim hieß die Hauptrunde­nbilanz 2:2; gegen Nürnberg gab es vier Niederlage­n.

Für die Eisbären soll der Halbfinale­inzug aber nur der vorletzte Schritt auf dem Weg zum intern ausgegeben­en Saisonziel Finale gewesen sein. »Wir wollen weitermars­chieren«, sagte Trainer Uwe Krupp. In der Vorsaison war seine Mannschaft an dieser Stelle am späteren Meister München gescheiter­t. Diesmal würde man frühestens im Finale auf die nach dem Titel-Hattrick strebenden Münchner treffen.

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Foto: imago/Nordphoto Berlins Stürmer Mark Olver (l.) hatte mit den Wolfsburge­rn Gerald Kuhn (r.) und Sebastian Furchner in Spiel fünf mehr Probleme als gedacht.
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