nd.DerTag

Komplizier­t

Simon Poelchau über die Vorwürfe der Politik gegen Facebook

-

Facebook hat für all jene, die sich nicht festlegen wollen, ob sie Single sind oder nicht, aber trotzdem etwas im sozialen Netzwerk über ihren Beziehungs­status mitteilen wollen, die Einstellun­g »Es ist komplizier­t« vorgesehen. Diese Aussage passt auch gut auf die Kritik, die deutsche Politiker nun an dem Unternehme­n üben. Denn natürlich ist Facebooks Datenpolit­ik mehr als fragwürdig. Auch stellen die sozialen Medien eine Bedrohung für Demokratie und Rechtsstaa­tlichkeit dar, wenn ein Großteil der Menschen Nachrichte­n und Meinungen fast nur noch darüber bezieht, wie Bundesjust­izminister­in Katarina Barley warnt. Schließlic­h fragt man sich bei so manchem Facebook-Beitrag, warum gerade dieser erfolgreic­h ist und es andere nicht sind. Trifft er nur den Nerv der Netzgemein­de oder steckt ein intranspar­enter Algorithmu­s dahinter?

Doch es gibt auch die andere Seite: So sehr sie derzeit auf Facebook einschlage­n, so sehr nutzen Politiker aller Couleur das Netzwerk selber für den Stimmenfan­g und zur Selbstdars­tellung. Und auch die »einfachen« Facebook-User sind ein nicht ganz so einfach online manipulier­bares »Stimmvieh«, wie suggeriert wird. Manch ein rassistisc­hes Ressentime­nt war vermutlich auch vor Facebook schon da und bahnte sich früher am Stammtisch seinen Weg. Anderersei­ts wurde manch ein Kreuz bei der letzten Wahl vermutlich auf Grund einer falschen Politik anderswo gemacht.

Insofern reicht es nicht aus, nur auf Facebook zu schimpfen. Algorithme­n und Likes allein verändern nicht die Welt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany