Der Lernprozess ist auf der Strecke geblieben
Zu »Die Partei ist nicht der verlängerte Arm der Fraktionschefin«, 23.3., online: dasND.de/1083349 Natürlich ist Frau Wagenknechts Kritik an der Parteiführung nachzuvollziehen. Innerhalb der Partei sind die Vorsitzenden nicht unumstritten, in der Fraktion erpressbar, nach außen gelingt es ihnen nicht, neue Wählergruppen zu erschließen und alte mitzureißen.
Nur, wenn Frau Wagenknecht sich dieser Aufgaben stellen würde, ist eine Prognose ebenso wenig günstig. Es ist ihr nicht gelungen, ihre Fraktion und die für ihren Weg zu begeistern. Es ist nicht zu bestreiten, dass Frau Wagenknecht voller Wissen und Einsatz für ihre Überzeugung streiten kann. Sie hat Stil und Geschick.
Was sie bisher nicht gezeigt hat, ist Demut vor dem Anspruch solidarischer, egalitärer und liberaler Politik der LINKEN und Güte und Verständnis für diejenigen, die mit ihr diese Aufgabe lösen könnten. Da ist der Lernprozess auf der Strecke geblieben, Biskys und des alten Gysis Erbe liegen brach.
Eine Partei, die grummelnd einer sehr starken Persönlichkeit folgt, mag ich mir nicht vorstellen. Thomas Börner, Berlin Diskurs in der LINKEN ja, aber sägt man nicht am eigenen Ast, wenn dieses öffentliche Umsichschlagen nicht aufhört? Kann die LINKE nicht einmal mehr über Bündnispolitik sachlich diskutieren? Ist der gegenwärtige desolat scheinende Zustand, an dessen Befeuerung so manche lustvoll mitwirken, der politische Abgesang trotz unseres Alleinstellungsmerkmals im Bundestag und diesem Land: Friedenspartei, Abrüstung, Waffenexporte, weg mit der Agendapolitik, Umverteilung des obszönen Reichtums?
Mögen die Vernunftbegabten siegen! Möge es gelingen, dass wir diejenigen nach vorne bringen, die überzeugend unsere Programmatik öffentlich bekannt machen. Das sind weit mehr als die beiden Fraktionsvorsitzenden, aber sie sind es eben auch. Und sie sind beliebt.
Ich staune immer wieder, wie leicht es einigen fällt, mit so einer Debatte der LINKEN zu schaden und das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler endgültig zu verlieren. Einfach mal nachdenken! Angelika Stobinski, Hohen Neuendorf