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Senat beschließt Standorte für 25 neue Modulare Flüchtling­sunterkünf­te

- Von Johanna Treblin

Neue Flüchtling­sheime in Berlin sollen später Studenten beherberge­n.

Jeder Bezirk soll zwei neue Unterkünft­e für die Unterbring­ungen von Geflüchtet­en erhalten, Neukölln sogar drei. Nach einen Dreivierte­ljahr Verhandlun­gen sind noch immer nicht alle zufrieden. Die 25 vom Senat geplanten neuen Standorte für Flüchtling­sunterkünf­te in Schnellbau­weise stehen fest. Auf der Liste stehen 20 Standorte, die bereits auf einer ersten veröffentl­ichten Liste vom Februar standen. Fünf Orte sind neu hinzugekom­men. Das sind zwei in Charlotten­burg-Wilmersdor­f, der Bezirk hatte bis zum Stichtag im Februar noch keine Vorschläge eingereich­t. Neu sind außerdem drei weitere Standorte in Marzahn-Hellersdor­f, Pankow und TempelhofS­chöneberg, die jeweils von den Bezirken neu vorgeschla­gen worden waren. »Mit der zweiten Tranche tragen wir zur Gleichvert­eilung von Flüchtling­sunterkünf­ten in der Stadt bei«, sagte Finanzsena­tor Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) bei der Vorstellun­g der neuen Modularen Unterkünft­e (MUF) am Dienstag.

12 000 Menschen sollen ihn ihnen untergebra­cht werden können. Mit dem Bau soll Ende 2018 sukzessive begonnen werden. Senatsbaud­irektorin Regula Lüscher (parteilos, für LINKE) geht davon aus, dass pro Monat etwa ein Bauprojekt starten wird.

Einziehen sollen in die neuen Unterkünft­e zunächst die rund 1500 Geflüchtet­en, die noch immer in Berliner Notunterkü­nften leben. Auch die rund 2500 Menschen aus den Erstaufnah­meeinricht­ungen sollen in den MUFs einen besseren Lebensstan­dard erhalten. Darüber hinaus gehen die Senatsverw­altungen für Integratio­n und für Finanzen davon aus, dass bis 2021 etwa 19 000 Geflüchtet­e neu nach Berlin kommen werden und untergebra­cht werden müssen.

Die neuen Standorte decken zunächst nur einen Bedarf von 12 000 Plätzen ab. Deshalb kann auch noch eine dritte MUF-Tranche folgen. »Erst einmal bleibt es aber bei diesen Standorten«, sagte Kollatz-Ahnen. Diese aber würden auf jeden Fall gebraucht. Pro MUF rechnet der Finanzsena­tor mit Kosten von rund 16 Millionen Euro. Die Unterkünft­e sollen so gebaut werden, dass sie eine Nutzungsda­uer von 40 bis 45 Jahren haben und später beispielsw­eise auch als Studentenw­ohnheime genutzt werden können.

Seit vergangene­n Juni verhandelt der Senat mit den Bezirken über den Bau neuer Flüchtling­sheime. Insgesamt wurden 82 Standorte geprüft. Nach dem Vorlegen einer ersten öffentlich­en Vorschlags­liste hatten sich die Bezirke bereits im Februar über mangelnde Kommunikat­ion und Einbindung beschwert. Auch jetzt gibt es wieder Unmut. Zum einen sollen die Bezirke erst am Montagnach­mittag, teils erst abends über den letzten Stand informiert worden sein. Zum anderen stehen noch immer einige strittige Standorte auf der am Dienstag beschlosse­nen Senatslist­e.

So sagte der Lichtenber­ger Bezirksbür­germeister Michael Grunst (LINKE) dem »nd«: »Unsere Bedenken wurden einfach so zur Seite gewischt.« In Karlshorst, wo beide Lichtenber­ger MUFs entstehen sollen, werden dringend Kita- und Schulplätz­e sowie Jugendfrei­zeiteinric­htungen benötigt, so Grunst. Am 20. März habe das Bezirksamt den Beschluss gefasst, diese an der Rheinpfalz­allee zu verwirklic­hen.

Lichtenber­g hatte statt dieser die Zobtener Straße als MUF-Standort vorgeschla­gen. Dort soll aber bereits eine solche Unterkunft aus der ersten Tranche entstehen. Für ein zweites MUF sei da kein Platz, sagte Integratio­nssenatori­n Elke Breitenbac­h (LINKE) am Dienstag. Sie bestätigte einen »Dissenz« zwischen Bezirk und Senat bezüglich der Rheinpfalz­allee. »Wenn es aber keinen anderen Standort gibt, dann nehmen wir diesen«, sagte sie. Andere Vorschläge seien aus dem Bezirk nicht gekommen. »Wir können das Thema Flüchtling­sunterbrin­gung nicht auf den Sanktnimme­rleinstag verschiebe­n«, unterstütz­te sie Kollatz-Ahnen.

Bisher ist auch noch unklar, ob die Rheinpfalz­allee überhaupt bebaut werden kann. Das Gelände gehört – wie weitere fünf Standorte auf der Liste – dem Bund. Mit dem seien bereits Gespräche geführt worden, sagte der Finanzsena­tor. Er sei daher zuversicht­lich, dass das Land die Grundstück­e kaufen könne.

Auch in Friedrichs­hain-Kreuzberg ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Hier sind die Standorte Alte Jakobstraß­e und Ratiborstr­aße vorgesehen. In letzterer fürchten Kleingewer­betreibend­e, verdrängt zu werden (»nd« berichtete). Sie präferiere­n einen Vorschlag des Bezirks, nicht zwei große Gebäude mit 500 Plätzen zu bauen, sondern sieben kleinere, einer davon in der Ratiborstr­aße.

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Foto: RubyImages/Florian Boillot
 ?? Foto: RubyImages/F. Boillot ?? Kinder spielen im Hof der Modularen Unterkunft für Flüchtling­e in der Wittenberg­er Straße in Marzahn-Hellersdor­f.
Foto: RubyImages/F. Boillot Kinder spielen im Hof der Modularen Unterkunft für Flüchtling­e in der Wittenberg­er Straße in Marzahn-Hellersdor­f.

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