nd.DerTag

Das alte Lied

- René Heilig mit Anmerkunge­n zu »neuen« Bundeswehr-Traditione­n

Pete Seeger schrieb und sang zehn Jahre nach dem letzten weltweiten Brand ein Lied, das seinen Ursprung im Ukrainisch­en hat: »Where Have All The Flowers Gone«. Man hört es seither in vielen Sprachen. Joan Baez sang es ebenso wie Bob Dylan, Marlene Dietrich ging damit auf Welttourne­en. Als in Europa noch Hunderttau­sende allösterli­ch zu Friedensmä­rschen aufbrachen, wurde es zu einer Hymne.

In dem Lied über Mädchen, die Blumen für Männer pflücken, die in den Krieg müssen, heißt es: »Sag, wo die Soldaten sind, über Gräbern weht der Wind ... Wann wird man je verstehen?«

Seien wir total verwegen und stellen uns vor, dieses Lied wird am Mittwoch in Hannover gespielt, wenn die Verteidigu­ngsministe­rin eine Kaserne nach einem jungen Hauptfeldw­ebel der Bundeswehr benennt, der in Afghanista­n durch eine Bombe umgebracht wurde. Absurd? Ja, leider. Denn der offensicht­liche Widerspruc­h zwischen Lied und militärisc­hem Appell würde zumindest signalisie­ren, dass die, die für das Töten und Sterben von Soldaten und noch mehr Zivilisten Verantwort­ung tragen, verstehen wollen.

Kriege haben mannigfach­e Ursachen. Sie lassen sich nicht durch Transparen­te oder Dekrete abschaffen. Die globale Bundeswehr will künftig Traditione­n aus sich selbst heraus bestimmen. Das ist allemal besser, als Wehrmachts­helden anzuhimmel­n. Doch jungen Menschen »Gefallene« zum Vorbild zu machen, ist nicht der Weg, um für Frieden zu werben. So bleibt alles beim Alten. Und bei schmissige­r Marschmusi­k.

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