nd.DerTag

Schlechte Karten für Lula

Martin Ling über die politische Justiz in Brasilien

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Es wird eng und enger für Luiz Inácio »Lula« da Silva. Nur noch der vom Obersten Gerichtsho­f bis zum 4. April gewährte Haftaufsch­ub hat am Montag verhindert, dass der ehemalige Präsident Brasiliens (2003-2011) hinter Gitter wandert, um seine zwölfjähri­ge Haftstrafe anzutreten.

Noch sind nicht alle Rechtsmitt­el ausgeschöp­ft, doch viel spricht nicht dafür, dass das Urteil in zweiter Instanz noch aufgehoben wird. Zu sehr steht die brasiliani­sche Justiz im Geruch eines Helfershel­fers der rechten Elite, der der linke Politiker immer ein Dorn im Auge war.

Und selbst wenn Lula in einer höheren Instanz noch freigespro­chen würde, hat das Verfahren seinen Zweck erfüllt. Dass Lula bei den Präsidents­chaftswahl­en im Oktober antreten kann, ist so gut wie ausgeschlo­ssen. Bei allen Umfragen lag der nach wie vor populäre Politiker vorne.

Am Montag ging es nur um Verfahrens­fragen, die Frage, ob die Indizien gegen Lula tragfähig sind, wurde nicht gestellt. Nach wie vor fehlen harte Beweise gegen Lula, der Korruption­svorwurf beruht auf Kronzeugen­aussagen. Die sind erst seit 2013 zulässig und es war die Arbeiterpa­rtei von Lula selbst, die den Weg dafür freigemach­t hatte, um der systemisch­en Korruption der politische­n Klasse Einhalt zu gebieten. Es ist eine bittere Ironie, dass die Rechte sich nun ihrer bedient, um die Linke kaltzustel­len.

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