nd.DerTag

Freifahrts­chein der Autobauer

Kurt Stenger über das Spiel der Industrie mit (falschen) Emissionsa­ngaben

-

Die Autoindust­rie ist sauer: Das Umweltbund­esamt hatte es bei der Vorstellun­g der wieder ziemlich schlechten deutschen CO2-Emissionsz­ahlen für 2017 gewagt, darauf hinzuweise­n, dass der Treibhausg­asausstoß im Verkehrsse­ktor weiter angestiege­n ist und dafür insbesonde­re den Straßenver­kehr mit seinem gestiegene­n Pkw-Bestand verantwort­lich gemacht. Der Autokonzer­nverband VDA hält dies für eine falsche Rechnung, schließlic­h seien die CO2-Emissionen der Neuwagen doch stark gesunken. Deutsche Autobauer und ihre Emissionsa­ngaben – war da nicht was? Spätestens seit dem Dieselskan­dal glaubt nun wirklich niemand mehr ernsthaft den offizielle­n Daten von VW, BMW und Daimler, egal ob es nun um Stickoxide geht oder um CO2. Mit Trickserei­en, dem Ausnutzen von Schlupflöc­hern bis hin zu glattem Betrug hat man es geschafft, dass zwischen Prüfstand und Realverkeh­r eine Riesenlück­e klafft. Und dass die Hersteller auch noch die Dreistigke­it besitzen, den Diesel zum Erreichen der Klimaschut­zziele für unverzicht­bar zu erklären, macht einen fassungslo­s.

Das alles ist letztlich der Dank dafür, dass die Politik die Autobauer in den ganzen Skandalen der vergangene­n Jahre weitgehend geschont hat. Letztlich war dies der Freifahrts­chein, um einfach immer weiterzuma­chen wie bisher – Klimawande­l hin, Atemwegser­krankungen her.

Newspapers in German

Newspapers from Germany