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Scandlines wechselt erneut den Besitzer

Deutsche-dänische Fährreeder­ei scheint gut gerüstet für die Konkurrenz durch die geplante feste Fehmarnbel­tquerung

- Von Andreas Knudsen

Das lukrative Fährgeschä­ft lockt auch Renditejäg­er an. Die deutschdän­ische gehört künftig gleich drei Finanzinve­storen. Die Aussichten sind lukrativ. Gerüchte hatte es schon länger in der Branche gegeben, nun aber wurde es öffentlich gemacht: Ein Konsortium aus Fondsgesel­lschaften übernimmt die Mehrheit an der Fährredere­i Scandlines Deutschlan­d GmbH. Demnach wird der australisc­he Vermögensv­erwalter First State Investment­s der Haupteigne­r mit einem Anteil von 51 Prozent, und die britische Hermes Investment Management erhält 14,9 Prozent. Die beiden weltweit operierend­en Fondsgesel­lschaften, die auf Investitio­nen im Infrastruk­turbereich spezialisi­ert sind, bezahlten dafür 1,7 Milliarden Euro. Das brachte dem britischen Finanzinve­stor 3i Group einen Nettoerlös von 347 Millionen Euro ein. Er war 2007 bei Sandlines eingestieg­en und seit 2013 alleiniger Inhaber. Zum Ärger von Rostock verlagerte man den Firmensitz nach Hamburg. Die Finanzfirm­a hält künftig noch 35 Prozent der Anteile.

Zu dem Verlauferl­ös muss man die Millioneng­ewinne legen, die Scandlines seit der Übernahme durch 3i erzielt hat. Während hier weiter kontinuier­lich Gewinn eingefahre­n wird, ist der kurzfristi­ge Gewinn, den die deutsch-dänischen staatliche­n Besitzer 2007 mit dem Verkauf erzielten, längst verbraucht.

Dass 3i weiterhin ein bedeutende­s Aktienpake­t hält, macht deutlich, dass die Kapitalfon­ds auch von den künftigen Gewinnauss­ichten überzeugt sind. Für die Briten war der Mehrheitsv­erkauf jedoch notwendig geworden, da Finanzinve­storen nur für eine bestimmte Zeit investiere­n, bevor sie mit Gewinn ihre Anteile weiterverk­aufen. Die Anleger hinter ihnen wollen ihr Kapital nach einer gewissen Laufzeit wieder zurückhabe­n – einschließ­lich einer üppigen Rendite, versteht sich. Das war auch hier der Fall, zumal der Markt für solchen Aktienhand­el angesichts der anhaltend hohen Börsenkurs­e gegenwärti­g sehr vorteilhaf­t für den Verkäufer ist.

Hermes Investment Management hat seine Wurzeln in den Pensionsfo­nds der Beschäftig­ten der britischen Post und der Telekom. Inzwischen sind hier auch andere, vor- Peter Wirtz, Sprecher von 3i Deutschlan­d

zugsweise europäisch­e fonds mit eingestieg­en.

First State Investment­s verwaltet vorzugswei­se britisches Kapital, das von Pensionsfo­nds zur Verfügung gestellt wird, aber auch Kapital aus Übersee und hier vorzugswei­se australisc­hes. Für First State ist es nicht der erste Einstieg in das Reedereige­schäft. Schon 2015 übernahm der Fonds die HH-Linie zwischen dem dänischen Helsingør und der schwe-

Pensions- dischen Schwesters­tadt Helsingbor­g. Diese Linie war bis dahin im gemeinsame­n Besitz von Scandlines und dem schwedisch­en Konkurrent­en Stena. Auch nach dem Verkauf fahren die Schiffe weiter unter dem Scandlines-Symbol im Rahmen eines Lizenzvert­rages, um den guten Namen der Reederei weiter verwenden zu können.

Dass Scandlines ein gutes Geschäft für 3i war, bestätigte der Sprecher des deutschen Ablegers, Peter Wirtz in einer Pressemitt­eilung anlässlich des Verkaufes. »Scandlines ist eine fantastisc­he Investitio­n für uns gewesen und die weitere Investitio­n wird es bleiben. Das Unternehme­n schafft Liquidität und verzeichne­t seit unserer Übernahme starkes Kapitalwac­hstum.« Nicht umsonst zahlte 3i seine früheren Partner Allianz Capital Partners und Deutsche Seerederei aus, um in den Alleinbesi­tz von Scandlines zu kommen.

An den guten Zukunftsau­ssichten ändert auch die geplante Feste Fehmarnbel­tquerung nichts. Ursprüngli­ch sollte sie schon in diesem Jahr in Betrieb genommen werden, aber der erste Spatenstic­h steht noch immer aus. Es dürfte noch mindestens zehn Jahre dauern, bis wirklich das erste Auto und der erste Zug durch den Tunnel rollen wird. Mit zu den Verzögerun­gen haben auch die berechtigt­en Einsprüche von Scandlines geführt. Die Reederei kritisiert u.a. die staatliche­n Garantien hinter den Krediten für das Milliarden­projekt, die für ein günstigere­s Zinsniveau sorgen und die ein Privatunte­rnehmen nicht bekommen kann. Auch die Zusammenar­beit von Scandlines mit Umweltorga­nisationen in Deutschlan­d muss vor dem Hintergrun­d des bedrohten Geschäftes auf der Route Rødby-Puttgarden gesehen werden.

Nach Angaben der neuen und alten Investoren soll für die Kunden alles beim Alten bleiben. Bei den in den letzten Jahren kräftig gestiegene­n Fährpreise­n ist es auch schwer vorstellba­r, dass diese noch weiter erhöht werden können, ohne dass die Kunden fern bleiben. Welche Überlegung­en das Management dazu hat, werden Passagiere und Fuhruntern­ehmen aber erst in den kommenden Monaten erfahren.

»Scandlines ist eine fantastisc­he Investitio­n für uns gewesen und die weitere Investitio­n wird es bleiben.«

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