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Ganz neue Probleme

Was bei den Fußballern Alltäglich­keit ist, macht sich zunehmend auch am Rande der Golfturnie­re breit: Beschimpfu­ngen durch betrunkene Fans

- Von Nicolas Reimer, Frankfurt am Main SID/nd

Quiet, please – oder? Zuletzt mehren sich Zwischenfä­lle mit alkoholisi­erten Fans auf den Golfplätze­n. Die Spieler befürchten eine problemati­sche Entwicklun­g, die PGA interessie­rt das nicht sonderlich. Als der Name seiner Gattin fiel, hatte Rory McIlroy endgültig genug. Schnurstra­cks lief Nordirland­s Golfstar einem alkoholisi­erten Störenfrie­d entgegen, brachte seinen Ärger über die geschmackl­osen Rufe zum Ausdruck – und ließ den Schreihals kurzerhand entfernen. »Ich habe das Gefühl«, sagte McIlroy später, »dass solche Vorfälle immer häufiger vorkommen.«

Tatsächlic­h mehren sich die kritischen Worte der Ballvirtuo­sen, die für ihren perfekten Schlag höchste Konzentrat­ion benötigen. Mucksmäus- chenstill sollte es bestenfall­s sein. Gerade in den USA verstoßen allerdings immer häufiger Fans gegen die Etikette. Sie stören die Abläufe, bepöbeln die Spieler – und Schuld daran ist meistens der Alkohol.

»Ich verstehe ja, dass die Leute ihren Spaß haben wollen. Aber wenn es persönlich wird, muss man einfach reagieren«, erklärte McIlroy, dessen Vorfall sich erst kürzlich bei den »Arnold Palmer Invitation­als« ereignete. Ende Februar hatte bereits der Weltrangli­stenzweite Justin Thomas (USA) einen Quälgeist vom Kurs entfernen lassen.

McIlroy forderte deshalb, den Verkauf alkoholisc­her Getränke auf den Anlagen zu stoppen oder zumindest zu reduzieren. Bei den Verantwort­lichen der PGA Tour stößt dieser Vorschlag allerdings (noch) auf taube Ohren, zu wichtig sind die Einnahmen der zahlenden Zuschauer. »Das ist nun mal der Preis, wenn man neue Fans gewinnen will. Das müssen unsere Spieler einfach akzeptiere­n«, sagte Commission­er Jay Monahan. Eine wenig ausgereift­e Erklärung lieferte er nach: »In jedem Sport gibt es Auswärtssp­iele, wo die Leute nun mal gegen dich sind.«

Im betulichen Golfsport ist dies allerdings anders, wirklich hitzige Auswärtsdu­elle gibt es nur alle zwei Jahre beim Ryder Cup zwischen den USA und Europa. Auch dort fließt der Alkohol, auch dort brüllen die Fans – größtentei­ls sind das allerdings anfeuernde Schlachtru­fe und keine Schmähgesä­nge unterhalb der Gürtellini­e.

Die sind im Alltag tatsächlic­h weniger auf der European Tour, sondern eher bei den Turnieren in den USA zu vernehmen. Zwar twitterte US-Profi James Hahn in dieser Woche am Rande der »World Golf Championsh­ip«, es »mein Fehler war, von den Fans nicht das Schlechtes­te er- wartet zu haben.« Tendenziel­l richten sich die Rufe der patriotisc­hen USAnhänger aber eher an Spieler wie Rory McIlroy oder den Spanier Sergio Garcia, Golfer also, die in der Vergangenh­eit schon beim Ryder Cup stets für ein Aufkochen der Emotionen gesorgt hatten.

Der Ryder Cup findet in diesem Jahr in Europa statt. Vom 28. bis 30. September werden sich die besten Spieler Nordamerik­as und Europas in Paris begegnen. Anfeindung­en sind dort wohl eher weniger zu befürchten. Und sollte es doch dazu kommen, bleibt den Spielern eben nur der eine Ausweg, den jüngst Rory McIlroy und zuvor auch schon Sergio Garcia aus Spanien wählten: »Der Typ hat mir keine sonderlich freundlich­en Sachen zugerufen«, so umschrieb Garcia seine Erfahrung mit einem unflätigen Golfzuscha­uer, »ich habe ihn deshalb der Polizei gemeldet und entfernen lassen.«

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Foto: dpa/John Bazemore Rory McIlroy

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