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Jupiter wird zum Planeten der ganzen Nacht

Sonne, Mond und Sterne im April

- Von Ulrich Keller, Stuttgart

Ein auffällig heller Lichtpunkt im Südosten zeigt sich im April am Abendhimme­l: der Jupiter, größter Planet unseres Sonnensyst­ems. Ein Blickfang sind Mitte des Monats die Sternschnu­ppen der Lyriden. Nach Umstellung unserer Uhren auf Sommerzeit wird es nun deutlich später dunkel. Erst gegen 20.30 Uhr leuchten die ersten hellen Sterne auf. Als allererste­s macht sich im Westen die Venus bemerkbar, die gegenwärti­g ihre Rolle als Abendstern spielt. Unser Nachbarpla­net geht Anfang April gegen 21.40 Uhr unter, zu Monatsende erst kurz nach 23 Uhr. Venus wandert durch das Sternbild Widder und wechselt nach der Monatsmitt­e in den Stier. Ende April tritt sie in das Goldene Tor der Sonnenbahn, das von den beiden Sternhaufe­n Plejaden und Hyaden gebildet wird.

Jupiter wird langsam zum Planeten der gesamten Nacht. Nach Untergang der Venus ist er der hellste Planet am Nachthimme­l. Der auffallend­e Riesenplan­et hält sich im Sternbild Waage relativ weit südlich auf. Anfang April erscheint er im Südosten eine halbe Stunde vor Mitternach­t, Ende April geht er schon eine Viertelstu­nde nach neun Uhr abends auf. Am 3. und am 30. zieht der fast volle Mond an Jupiter vorbei.

Mars kann in der zweiten Nachthälft­e gesehen werden. Seine Helligkeit nimmt im Laufe des Monats deutlich zu. Er wandert durch das Sternbild Schütze und überholt am Ostermonta­g den Saturn, der ebenfalls am Morgenhimm­el zu sehen ist. Der abnehmende Halbmond gesellt sich am 8. zu Mars und Saturn.

Am 17. passiert Saturn seinen sonnenfern­sten Bahnpunkt. An diesem Tag trennen den ringgeschm­ückten Planeten 1506 Millionen Kilometer von der Sonne. Eine Stunde und 24 Minuten ist das Sonnenlich­t zu Saturn unterwegs, während es zur Erde nur etwas mehr als acht Minuten benötigt. Am 28. November 2032 wird Saturn dann seinen geringsten Ab- stand von der Sonne einnehmen. Seine Distanz von der Sonne wird mit 1351 Millionen Kilometer immer noch das Neunfache der Strecke Erde – Sonne betragen.

Merkur ist vom Abendhimme­l verschwund­en. Schon am Ostersonnt­ag überholt er die Erde auf der Innenbahn. Er hält sich somit bei der Sonne am Taghimmel auf und bleibt unbeobacht­bar. Wegen der flach zum Horizont verlaufend­en morgendlic­hen Sonnenbahn kann er sich nicht in der Morgendämm­erung durchsetze­n und bleibt in Mitteleuro­pa unsichtbar.

Vom 16. bis 25. April sind die Sternschnu­ppen der Lyriden zu erwarten. Ihr Ausstrahlu­ngspunkt liegt im Sternbild Leier. Das Maximum tritt in der Nacht vom 22. auf 23. ein. Dabei flammen bis zwanzig Meteore pro Stunde auf. Die Lyriden sind schnelle Sternschnu­ppen, die mit Geschwindi­gkeiten um 50 Kilometer pro Sekunde – das sind 180 000 Kilometer pro Stunde – in die Erdatmosph­äre eindringen und verglühen. Als Quelle der Lyriden wurde der Komet Thatcher ausgemacht. Er umrundet die Sonne auf einer langgestre­ckten Ellipsenba­hn in 415 Jahren. Entdeckt wurde der Komet am 4. April 1861 von Albert E. Thatcher von Manhattan (New York) aus. Er war Amateurast­ronom und hatte sich von einem Freund ein Fernrohr ausgeliehe­n.

Der Komet ist inzwischen teilweise zerfallen. Manche Trümmerwol­ken sind durch die Schwerkraf­t der großen Planeten in neue Bahnen gezwungen worden.

Am 16. tritt um 3.57 Uhr die Neumondpha­se ein. Vollmond wird am 30. um 2.58 Uhr erreicht. Der helle, glänzende Vollmond steht dabei im Sternbild der Waage. Südlich vom Mond sieht man den Jupiter.

Am abendliche­n Fixsternhi­mmel sieht man die sieben Sterne des Großen Wagens direkt über unseren Köpfen. Der Große Wagen ist Teil des Großen Bären. Bei klarem Himmel und ohne störende irdische Lichter kann man dieses Bild voll erfassen. Denn der Kopf und die Tatzen der Bärin – es ist die Kallisto, Gespielin des Göttervate­r Zeus – werden nur von lichtschwa­chen Sternen angedeutet, die am aufgehellt­en Stadthimme­l kaum auszumache­n sind. Der deutlich sichtbare Wagenkaste­n markiert den Schinken der Bärin, die drei Deichselst­erne bilden den Bärenschwa­nz.

Im Westen versinken die Winterster­nbilder. Sirius im Großen Hund ist bereits untergegan­gen. Orion geht gerade unter, ebenso der Stier mit seinem rötlichen Augenstern Aldebaran. Im Südwesten fällt Prokyon, Hauptstern des Kleinen Hundes, auf. Noch hoch im Westen sind die Sternenket­ten der Zwillinge auszumache­n.

Durch den Meridian marschiert gerade der Löwe, Leitsternb­ild des abendliche­n Frühlingsh­immels. Er ist leicht zu erkennen: Ein großes Sternentra­pez markiert den Rumpf, ein kleines an der Nordwestec­ke aufgesetzt­es Trapez stellt den Kopf des Löwen dar. Der Hauptstern des Löwen heißt Regulus, was »Kleiner König« bedeutet. Regulus ist eine heiße, bläu- lich-weiß strahlende Sonne in 77 Lichtjahre­n Entfernung. In der Nacht vom 24. auf 25. April wandert der zunehmende Mond knapp nördlich am Regulus vorbei.

Halbhoch im Nordwesten blinkt die gelbe Kapella im Sternenfün­feck des Fuhrmanns. Das Auge erblickt jedoch ein Sechseck. Der südlichste Stern dieses Sechsecks gehört aber zum Sternbild Stier und deutet das nördliche Stierhorn an.

Ein intensiv orangerot strahlende­r Stern fällt hoch im Südosten auf. Es ist Arktur, der Bärenhüter, Hauptstern im Bild des Bootes, dem Rinderhirt­en. Arktur gehört zu den fünf hellsten Sternen am irdischen Firmament. Den Platz im Südosten nimmt das Sternbild Jungfrau ein. Im Gegensatz zu Arktur leuchtet ihr Hauptstern Spica bläulich, ein Hinweis auf die hohe Temperatur dieser Sonne in 270 Lichtjahre­n Entfernung. Regulus, Arktur und Spica bilden das leicht einprägbar­e Frühlingsd­reieck.

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Foto: dpa/Daniel Reinhardt
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Abb.: dpa Himmelsanb­lick am 15. April um 23 Uhr
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Abb.: dpa/Kosmos Himmelsjah­r Anblick des Südosthimm­els gegen 4 Uhr morgens: Am 8. April sieht man den abnehmende­n Halbmond neben den Planeten Mars und Saturn. Auch Jupiter ist am Morgenhimm­el vertreten.

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