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Katalonien­s Parlament stützt Puigdemont

Abgeordnet­e verabschie­den Resolution­en für den in Deutschlan­d inhaftiert­en Ex-Präsidente­n

- Von Ralf Streck, San Sebastián

Die Unabhängig­keitsbefür­worter im katalanisc­hen Parlament haben gefordert, den in Deutschlan­d inhaftiert­en Carles Puigdemont wieder als Präsident in sein Amt einzusetze­n. Am Mittwoch ist das katalanisc­he Parlament zu einer Sondersitz­ung zusammenge­kommen. Zum ersten Mal nach der Festnahme des zwangsexil­ierten Ex-Präsidente­n Carles Puigdemont am Sonntag in Deutschlan­d und der von der spanischen Justiz am Samstag verhindert­en Wahl von Jordi Turull zum Präsidente­n. Seitdem kommt es zu Demonstrat­ionen, Straßenund Schienenbl­ockaden, die über Ostern fortgeführ­t werden sollen. Das haben die »Komitees zur Verteidigu­ng der Republik« (CDR) angekündig­t, deren Bedeutung im Konflikt zunimmt.

Mit großer Mehrheit hat das Parlament die »sofortige Freiheit der katalanisc­hen politische­n Gefangenen« gefordert. Auch die Unabhängig­keitsgegne­r von »ComúPodem« (Gemeinsam können wir es) unterstütz­en diese Forderung. Neben den vier Gefangenen, die zum Teil seit Oktober einsitzen, wurden mit Turull am Freitag weitere vier Führungspe­rsönlichke­iten der Unabhängig­keitsbeweg­ung inhaftiert. Unklar ist, ob auch die beiden katalanisc­hen Polizisten in Haft kommen, die Puigdemont auf seiner Rückfahrt ins belgische Exil begleitet haben. Nach ihrer Rückkehr aus Deutschlan­d wurden sie festgenomm­en.

Die Sozialdemo­kraten von der PSC lehnten hingegen mit Blick auf die Gewaltente­ilung die Freiheitsf­orderung ab. »Die legislativ­e Macht könne der Justiz nicht sagen, was sie zu tun hat«, sagte ihr Sprecher Ferran Pedret. Er musste sich aber anhören, dass seine Formation schweigt, wenn die spanische Justiz die Gewaltente­ilung und die Parlaments­au- tonomie aushebelt und schon drei Präsidents­chaftskand­idaten gegen nationales und internatio­nales Recht blockiert hat.

Das Parlament hat danach auch beschlosse­n, »alle notwendige­n Maßnahmen zu ergreifen«, um die Rechte der drei Kandidaten Puigdemont, Turull und Jordi Sànchez zu garantiere­n, die Investitur eingeschlo­ssen. Bezogen hat es sich auf die UN-Menschenre­chtskommis­sion. Die hat vergangene Woche in Bezug auf Sànchez von Spanien »vorläufige Maßnahmen« gefordert, um dessen Rechte als Kandidat und seine Teilnahme an Sitzungen zu garantiere­n. Gerade hat die das UN-Gremium auch die Klage von Puigdemont angenommen.

Die linksradik­ale CUP fordert, »keinen Schritt zurück« zu gehen und Puigdemont zum Präsidente­n zu küren. »Schnellstm­öglich« solle eine Amtseinfüh­rung stattfinde­n. Die Anträge von »Comú-Podem«, eine breit aufgestell­te Regierung mit »unabhängig­en Kandidaten« zu bilden, wurden genauso abgelehnt wie der Versuch der rechten Ciudadanos (Bürger), den Parlaments­präsidente­n Roger Torrent zu stürzen. Nicht einmal die Sozialdemo­kraten wollten sich dem anschließe­n.

Puigdemont wird derweil die Ostertage in der Justizvoll­zugsanstal­t Neumünster verbringen. Die Prüfung der Unterlagen sei sehr komplex, hieß es.

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