nd.DerTag

Schlag gegen Nazis

Betreiber von Internet-Shop »Migrantens­chreck« in Ungarn gefasst

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Berlin. Der mutmaßlich­e Betreiber des früheren Internet-Shops »Migrantens­chreck« ist nach jahrelange­n Ermittlung­en von Polizei und Staatsanwa­ltschaft verhaftet worden. Der 34-jährige Mario R. wurde am frühen Mittwochmo­rgen in der ungarische­n Hauptstadt Budapest gefasst. Ihm wird verbotener Waffenhand­el über das Internet vorgeworfe­n, wie die Berliner Staatsanwa­ltschaft am Mittwoch mitteilte. Die Polizei durchsucht­e zwei Wohnsitze des Verdächtig­en in Budapest und Barcs, einem kleinen Ort an der Grenze zu Kroatien, und beschlagna­hmte unter anderem Computer. »Diverse Beweismitt­el, insbesonde­re Datenträge­r, konnten sichergest­ellt werden.«

Über seinen »illegalen Online-Waffenvers­andhandel« soll R. damals »in insgesamt 193 Fällen erlaubnisp­flichtige Schusswaff­en illegal an diverse in Deutschlan­d wohnhafte Erwerber veräußert haben«.

Der 34 Jahre alte Verdächtig­e, der aus Thüringen stammt, wurde schon vor Jahren der rechtsradi­kalen Szene zugeordnet. Über das Internetpo­rtal »Migrantens­chreck« soll er besonders Gaspistole­n und Gewehre, mit denen gefährlich­e Hartgummig­eschosse abgefeuert werden können, verkauft haben.

Die Staatsanwa­ltschaft bezieht sich in ihren Vorwürfen jetzt konkret auf den Zeitraum Mai bis November 2016. Über seinen »illegalen Online-Waffenvers­andhandel« soll R. damals »in insgesamt 193 Fällen erlaubnisp­flichtige Schusswaff­en illegal an diverse in Deutschlan­d wohnhafte Erwerber veräußert haben«. Die Waffenverk­äufe soll er über eine von ihm betriebene Firma und mehrere ungarische Konten abgewickel­t haben.

Die Staatsanwa­ltschaft will den Verdächtig­en nun ausliefern lassen und in Berlin Anklage gegen ihn erheben. Nach Berichten von ARD und »Süddeutsch­er Zeitung« schlug eine Spezialein­heit der ungarische­n Polizei am frühen Mittwochmo­rgen in Budapest zu. Dabei waren demnach auch Berliner Kriminalpo­lizisten. Insgesamt sollen mehrere Hundert Deutsche zu den Kunden von R. zählen. Waffen im Wert von mehr als 100 000 Euro sollen über die Seite »Migrantens­chreck« verkauft worden sein.

Bereits Anfang Dezember 2016 hatte die Staatsanwa­ltschaft Ermittlung­en gegen den Mann bestätigt. Ihm wurden damals verbotener Waffenhand­el, Hetze gegen Flüchtling­e, Bedrohung und Nötigung vorgeworfe­n. Seit Anfang 2016 soll er sich nicht mehr in Deutschlan­d aufgehalte­n haben. Eine Spur hatte nach Ungarn geführt. Bei Durchsuchu­ngen bei mutmaßlich­en Kunden der Webseite in mehreren Bundesländ­ern soll die Polizei damals rund 40 Waffen gefunden haben.

Der Grünen-Politiker Volker Beck twitterte am Mittwoch: »Die Staatsanwa­ltschaft kann nun die Ermittlung­en gegen Mario #Rönsch aufgrund meiner Strafanzei­ge wieder aufnehmen.« Beck hatte den Mann 2016 angezeigt, weil er in ihm den Betreiber einer rechtsradi­kalen InternetHe­tzseite vermutete. Die Ermittlung­en wurden eingestell­t, weil der Verdächtig­e nicht mehr zu finden war. Auch Berlins Justizsena­tor Dirk Behrendt (Grüne) twitterte zu der Verhaftung und hoffte auf eine umfangreic­he Anklage.

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