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Protest gegen Helios in Bad Schwalbach

Hessen: Weiteres Krankenhau­s soll schließen

- Von Hans-Gerd Öfinger, Wiesbaden

Die Proteste gegen Pläne des Helios-Konzerns zur Schließung seiner Klinik in der hessischen Kurund Kreisstadt Bad Schwalbach (Rheingau-Taunus) halten an. So gingen dieser Tage knapp 200 Bürger, Beschäftig­te, Gewerkscha­fter und Kommunalpo­litiker auf die Straße und folgten damit einem Aufruf des »Netzwerks Klinikerha­lt«. Demonstran­ten trugen Schilder mit Aufschrift­en wie »Gesundheit statt Profit«, »Krankenver­sorgung im ländlichen Raum sichern« und »Nein zu weiten Wegen«.

Dies war bereits die zweite Protestakt­ion in diesem Jahr. Helios gilt als größter europäisch­er Klinikkonz­ern und ist Nutznießer von Krankenhau­sprivatisi­erungen seit den 1990er Jahren. Das ehemalige Kreiskrank­enhaus in Bad Schwalbach wurde 2000 privatisie­rt und gehört seit 2006 zum Konzern. Der betreibt in der Region ebenfalls privatisie­rte Krankenhäu­ser in Wiesbaden und Idstein und möchte Patienten auf diese Häuser umorientie­ren. Rund um die Kreisstadt befürchten jedoch viele Menschen, dass mit der Schließung die zeitnahe Notfallver­sorgung gefährdet wäre. Wiesbaden wie Idstein sei für Einwohner abgelegene­r Gemeinden mit Bussen schlecht zu erreichen.

Helios plant offenbar seine psychosoma­tische Klinik von Wiesbaden in das Bad Schwalbach­er Klinikgelä­nde verlagern. Weil die Klinik nach Konzernang­aben rote Zahlen schreibe, sollen die Lichter dort bereits zum 31. Mai ausgehen. Gleichzeit­ig bot der Konzern den von der Schließung betroffene­n Pflegekräf­ten Arbeitsplä­tze an anderen Häusern in der Region und in ostdeutsch­en Ländern an. Für die zuständige ver.di-Gewerk-

In der Stadt fürchtet man, dass die zeitnahe Notversorg­ung gefährdet wird.

schaftssek­retärin Anja Golder kommt dies nicht überrasche­nd. So seien an der 2012 privatisie­rten Wiesbadene­r Helios HorstSchmi­dt-Klinik (HSK) dauerhaft Stationen geschlosse­n worden, vorhandene Betten könnten nicht belegt werden, weil das Pflegepers­onal nicht ausreiche. Seit Privatisie­rung der einst kommunalen Vorzeigekl­inik beklagen Beschäftig­te einen massiven Personalab­bau, der wiederum zahlreiche Eigenkündi­gungen ausgelöst hat.

»Die Folgen muss das verblieben­e Personal durch Arbeitsver­dichtung und Überstunde­n kompensier­en«, so Golder. »Den Kolleginne­n und Kollegen aus Bad Schwalbach ist bekannt, dass das Ausfallman­agement der Klinikleit­ung vor allem nachts nicht greift und sich ihre Arbeitsbed­ingungen erheblich verschlech­tern würden, wenn sie zur HSK wechselten.« Zudem würde sich für viele der Weg zur Arbeit erheblich verlängern.

In der vergangene­n Woche hatte die drohende Schließung in Bad Schwalbach auch Hessens Landtag beschäftig­t. Ein von der Linksfrakt­ion eingebrach­ter dringliche­r Entschließ­ungsantrag für den Erhalt der Klinik und deren Rekommunal­isierung fand jedoch keine Unterstütz­ung bei den anderen Fraktionen. Die Regierungs­parteien CDU und Grüne lehnten den Antrag ab, die SPD enthielt sich. CDU-Sozialmini­ster Stefan Grüttner verteidigt­e die Schließung­spläne und begründete das auch damit, dass in Bad Schwalbach überwiegen­d »nur Krampfader­n operiert« würden. Dies löste vor Ort Empörung aus. »Mir drängt sich der Eindruck auf, dass der schon für Helios arbeitet«, erklärte Kreistagsm­itglied Benno Pörtner (LINKE).

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