nd.DerTag

Medial kaum beachtete Kontrovers­e juedische-allgemeine.de) keinvorbil­d.wordpress.com).

- Lena Tietgen

Die Kontrovers­e um Max Traeger ist an der medialen Öffentlich­keit weitgehend vorbeigega­ngen. Es waren ausschließ­lich linke Medien wie Radio dreyecklan­d, die »taz«, »neues deutschlan­d« oder die »Frankfurte­r Rundschau« , die das Thema verfolgen. Letztere führte im Oktober 2016 ein Gespräch mit Saskia Müller und Benjamin Ortmeyer von der Forschungs­stelle NS-Pädagogik der Frankfurte­r Goethe-Universitä­t über ihre Studie »Die ideologisc­he Aus- richtung der Lehrkräfte 1933 – 1945. Herrenmens­chentum, Rassismus und Judenfeind­schaft des Nationalso­zialistisc­hen Lehrerbund­es (NSLB)«. Ortmeyers Kritik an der Bildungsge­werkschaft GEW richtet sich dabei gegen die »Verharmlos­ung der NSZeit sowie das Verschweig­en und Verfälsche­n der eigenen Rolle der Lehrkräfte damals« ( fr.de).

Auch die »Jüdische Allgemeine« ging im Mai 2017 auf das genannte Buch ein. Es zeige auf, dass »97 Pro- zent aller Lehrer während der Nazizeit im NSLB organisier­t waren, dass es sich bei diesem um keine bloße Interessen­vertretung gehandelt hat, sondern dass er maßgeblich an der Verbreitun­g rassistisc­her, antisemiti­scher und eugenische­r Ideologie im Schulunter­richt beteiligt war, und dass nach Ende des Zweiten Weltkriegs die meisten NSLB-Mitglieder wieder in den bundesrepu­blikanisch­en Schuldiens­t übernommen wurden«. Folglich zähle ein »großer Teil der GEW-Mitglieder in den frühen Jahren der Bundesrepu­blik zu den Altnazis«. Auch wenn Ortmeyer die Absicht der GEW begrüßt, die eigene Vergangenh­eit aufzuarbei­ten, bleiben für ihn zwei Fragen: »War der Übergang der alten Lehrervere­ine 1933/34 in den NSLB freiwillig oder zwangsweis­e? Welche Kontinuitä­ten – argumentat­ive, finanziell­e und personelle – gab es zwischen NSLB und GEW?« (

Benjamin Ortmeyer unterstütz­te deshalb auch im November 2016 einen Offenen Brief des »Bundesauss­chusses der Studentinn­en und Studenten der GEW« (BASS). Darin hält man als »entscheide­nden Punkt« fest, dass Traeger an der »Legende mitgestric­kt« und »der Lebenslüge mitgearbei­tet« habe, die Verbände der Lehrkräfte seien 1933 »angeblich zwangsente­ignet und zwangsweis­e in den NSLB eingeglied­ert« worden

( Der BASS fordert daher die Umbenennun­g der GEW-nahen und nach Max Traeger benannten Stiftung nach Heinrich Rodenstein (1902–1980), der als politisch Verfolgter 1934 nach Frankreich emigrierte, 1945 zurückkehr­te und nach Traegers Tod 1960 den GEW-Vorsitz übernahm. Ab 1931 gehörte er der Sozialisti­schen Arbeiterpa­rtei Deutschlan­ds (SAP) an, bis 1929 war er Mitglied der KPD.

Wer tiefer in die Materie einsteigen möchte, kann sich neben den im obigen Artikel aufgeführt­en Büchern und anderen Lektüren auch die Vorstellun­g des Buches »NS-Kolonialpä­dagogik & Max Traeger« vom 26. Oktober 2017 auf Youtube anschauen. Dieser in drei Teile gegliedert­e Live-Mitschnitt lässt sowohl den Erziehungs­wissenscha­ftler Micha Brumlik zu Worte kommen als auch im größeren Umfang Vertreter der Forschungs­stelle, des BASS sowie der GEW.

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