Am Anfang gab es nur Bücher
Der nd-Shop »mauserte« sich von einem reinen Versandhandel zum solidarischen Treffpunkt
Von Heidi Diehl
Wer auch immer das Verlagsgebäude am Franz-Mehring-Platz 1 betritt, kommt am nd-Shop nicht vorbei. Nicht nur, weil er sich in der Eingangshalle befindet, sondern weil man sich sicher sein kann: Hier werden Sie geholfen! Obwohl man eigentlich gar nichts kaufen wollte, verlässt man den kleinen Laden zumeist nicht ohne ein Buch, eine CD oder auch ein Stück Seife oder ein Päckchen Kaffee. Zumindest aber mit guter Laune. Dafür sorgen Monika Gadegast und Sabine Fielow, die guten Seelen des Shops. Kompetent, freundlich und stets ausführlich beratend sind sie für die Gäste da. Von Montag bis Freitag, stets von 9 bis 17 Uhr, und wenn Veranstaltungen im Haus sind, oft auch viel länger.
Der »Gemischtwarenladen« guter Literatur, Kunst und solidarischer Produkte ist für viele längst nicht mehr wegzudenken. Wie für Raoul Gefroi, der regelmäßig extra aus Hönow kommt, »weil ich hier gut beraten werde und Dinge bekomme, die ich woanders vergeblich suche«.
Dabei fing vor etwa 20 Jahren alles als reiner Versandhandel von Büchern an. Erst mit dem Umzug des »nd« von der Stralauer Allee zurück ins »Stammhaus« am Franz-Mehring-Platz entstand ein richtiger Laden. Die Shopmitarbeiter, damals neben Monika Gadegast noch Manfred Ibold, nahmen sich viel Zeit für die Besucher des Ladens, um herauszufinden, welche Bücher besonders gesucht werden. Und schon bald stellte sich heraus: Auch CDs, DVDs, und da vor allem die alten DEFA-Filme, wurden gewünscht. Jahrelang waren sie ein Verkaufsschlager und werden noch immer nachgefragt.
Inzwischen gibt es auch zahlreiche zusätzliche Dinge, die weniger einen geis- tigen als vielmehr solidarischen Aspekt haben. Erstes Produkt dieser Art war die Olivenölseife des griechischen Herstellers Vio.Me. Mehr als 40 000 Stück wurden bislang verkauft, jedes half mit, das Unternehmen zu retten und zahlreichen griechischen Familien eine Perspektive zu geben. Der kleine Laden im nd-Gebäude ist längst der größte Abnehmer der Seife außerhalb Griechenlands. Auch das Olivenöl einer anderen griechischen Kooperative geht wie »geschnitten Brot«, weil die Käufer wissen, dass mit jeder verkauften Flasche des hochwertigen Öls Menschen in Not geholfen wird.
Um die Hintergründe transparent zu machen, gibt es eine enge Zusammenarbeit mit den Redakteurinnen von »ndCommune«. Ob das die Seife, das Öl oder derzeit den Kaffee aus einer ruandischen Frauenkooperative betrifft. Für den guten Zweck geben nd-Leser gern auch mal einen Euro mehr aus, wohl wissend, dass das Geld auch wirklich jene erreicht, für die es gedacht ist.
Sabine und Monika haben neben dem direkten Kontakt und Verkauf alle Hände voll zu tun, Bestellungen, die telefonisch oder per Mail eingehen, abzuarbeiten und für den Versand fertig zu machen. Die meisten Päckchen bleiben im Lande, doch sie haben auch Ware nach Japan, den USA und in viele Länder Europas verschickt.
Mag sein, dass man bei großen Onlinehändlern von heute auf morgen seine Bestellung bekommt. Da können die beiden »Alleinkämpferinnen« nicht mithalten. In puncto Freundlichkeit und persönlicher Beratung sind sie denen aber haushoch überlegen. Oder hat Ihnen schon mal ein Amazon-Mitarbeiter die Bestellung fix nach Hause gebracht, damit das Geschenk noch rechzeitig ankommt?
Sollten Sie demnächst mal wieder im nd-Gebäude sein, wühlen Sie ruhig auch mal in der großen Auswahl des modernen Antiquariats. Für zwei bis vier Euro gibt’s da jede Menge tolle ungelesene Bücher – vom Krimi bis zum Kinderbuch – zu finden.