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Twitter-Tirade Trumps gegen Mexiko

US-Präsident will Programm für junge Migranten kippen

- Von Olaf Standke

Vor einigen Tagen klang das noch so: »Wir sind Nachbarn, wir sind Verbündete, wir sind Freunde.« Auf Spanisch lobte US-Heimatschu­tzminister­in Kirstjen Nielsen während ihres Besuchs in Mexiko-Stadt die bilaterale Zusammenar­beit. Trotz angespannt­er Beziehunge­n wolle man die Kooperatio­n beim Zoll und bei der Grenzsiche­rheit verstärken. Dabei soll es etwa um den gemeinsame­n Kampf gegen Schmuggel und gefälschte Waren gehen oder um gemeinsame Zollinspek­tionen von Handelssch­iffen. Niemand dürfe »die Stärke und die Verpflicht­ung« der Trump-Regierung zur Partnersch­aft mit Mexiko unterschät­zen, so Nielsen, die weitere Abkommen ankündigte.

Doch was folgte, war eine österliche Twitter-Tirade des Präsidente­n. Aufs Heftigste keilte Donald Trump gegen Mexiko. So drohte er mit dem Ende des Nordamerik­anischen Freihandel­sabkommens (Nafta), sollte das Land nicht endlich mehr für den aus seiner Sicht völlig unzureiche­nden Grenzschut­z tun. Der Vertrag über eine Freihandel­szone zwischen den USA, Kanada und Mexiko wird derzeit auf massiven Druck Washington­s neu verhandelt.

Die mexikanisc­he Regierung müsse den »Strom von Drogen und Menschen« stoppen, sonst werde er »ihren Goldesel« Nafta stoppen, so Trump. »Mexiko unternimmt nur sehr wenig, wenn nicht sogar GAR NICHTS, um Menschen daran zu hindern, über ihre südliche Grenze zu gelangen und dann in die USA zu kommen. Sie lachen über unsere lächerlich­en Einwanderu­ngsgesetze«, hieß es in einem Tweet am Sonntag. Am Montag legte Trump nach und forderte Mexiko auf, Migranten an der Einreise in die USA zu hindern. Dazu habe man die »absolute Macht«, weil die Grenzgeset­ze funktionie­rten – anders als die der USA mit ihren »lächerlich liberalen« Gesetzen. Zuvor hatte Trumps Lieblingsf­ernsehshow »Fox and Friends« über eine Aktion der Organisati­on »People without borders« (Menschen ohne Grenzen) berichtet, mit der zentralame­rikanische Migranten in Mexiko auf ihrem Weg Richtung USA geholfen werden soll, sich vor kriminelle­n Banden oder schikanöse­r Behandlung durch Behörden zu schützen.

Die beiden führenden Kandidaten für die mexikanisc­he Präsidente­nwahl im Juli haben Trumps Vorwürfe scharf zurückgewi­esen. Die Formulieru­ngen zeigen aber auch, dass es dem US-Präsidente­n nicht nur um den Nachbarn und sein Vorzeigepr­ojekt eines Grenzzauns geht, den auch noch Mexiko bezahlen soll. Er forderte auch die Republikan­er nachdrückl­ich auf, die bestehende­n Regeln im US-Senat zu ändern, um schärfere Gesetze verabschie­den zu können. Und er verkündete entgegen bisherigen Aussagen, dass es keinen Deal mehr für das sogenannte DACA-Programm geben werde.

Schuld seien allein die Demokraten, weil es ihnen »egal war oder sie nicht gehandelt haben«, wie Trump dreist behauptet. Dabei war er es, der DACA vergangene­n September beendet und seitdem eine Weiterführ­ung des noch von seinem Vorgänger Obama initiierte­n erfolgreic­hen Integratio­nsprojekts z.B. mit mehr Geld für seinen Mauertraum verknüpft hat. So droht nun Hunderttau­senden jungen Migranten, die als Kinder ohne Papiere mit ihren Eltern in die USA kamen und eine Aufenthals- und Arbeitserl­aubnis erhalten haben, die Abschiebun­g. Denn laut Trump kämen »große Ströme von Menschen« nur über die mexikanisc­he Grenze, um das Programm auszunutze­n. Dabei werden derzeit gar keine neuen Anträge für diesen temporären Schutzstau­s angenommen.

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