nd.DerTag

Feuer an der Rotlichtfr­ont

Sexvorwürf­e bringen Donald Trump juristisch wie politisch in Bedrängnis

- Von Reiner Oschmann

Drei Frauen machen dem US-Präsidente­n schwere Vorwürfe. Seine Versuche, den Angriffen mit Drohungen zu begegnen, treffen auf Widerstand, gespeist vom Selbstbewu­sstsein aus der MeToo-Debatte. US-Präsident Donald Trump ist ein begnadeter Angreifer. Wann immer unter Druck, bläst er zum Angriff. Nach 62 Wochen im Weißen Haus ist allein die Liste derer, die er via Twitter beleidigte oder beschuldig­te, kaum noch zu übersehen. Umso interessan­ter, dass er zwei Personen, die fast täglich in Verbindung mit ihm durch die Nachrichte­n gehen, bisher kein einziges Mal angegriffe­n hat: den russischen Präsidente­n Putin und die USPornofil­mdarstelle­rin Stephanie Clifford, öffentlich bekannt unter dem Künstlerna­men Stormy Daniels.

Während die »New York Times« wegen der Ermittlung­en Robert Muellers zu etwaiger russischer Einmischun­g in die US-Wahl in einem Leitartike­l schrieb: »Nicht ein einziges schlechtes Wort findet der Präsident für Wladimir Putin«, bleibt auch Stormy Daniels von jeglichem Twitter-An- griff verschont. Das erstaunt, nachdem sie mit immer neuen Vorwürfen über eine Sexbeziehu­ng mit Trump im Jahre 2006 an die Öffentlich­keit geht und den heutigen Präsidente­n juristisch wie politisch bedrängt.

Im Kern behauptet Daniels, mit Trump Sex gehabt und von ihm – kurz vor seiner Wahl – eine Schweigeve­reinbarung über 130 000 Dollar angeboten bekommen zu haben. Da Trump diese bisher weder unterschri­eben noch gezahlt habe, reichte Daniels neulich in Los Angeles Klage mit dem Antrag ans Gericht ein, die Vereinbaru­ng für ungültig zu erklären. Seitdem haben Daniels und ihr Anwalt mit weiteren Details den Druck auf Trump erhöht. Der Anwalt kündigte die Übergabe eines Datenträge­rs an, der die Affäre beweisen werde. Im CBS-Programm »60 Minutes« hob Daniels am Sonntag vor Ostern den Streit auf eine neue Ebene. Ihr sei Gewalt angedroht worden, als sie erstmals versuchte, das einstige Verhältnis öffentlich zu machen. Der Zwischenfa­ll habe sich 2011 in Las Vegas ereignet, als sie mit ihrer Tochter unterwegs war. »Ein Mann trat heran und sagte: ›Lass Trump in Ruhe!‹« Dann habe er sich »zu uns gebeugt, meine Tochter angesehen und gesagt: ›So ein hübsches kleines Mädchen. Es wäre ein Jammer, wenn seiner Mutter etwas zustieße.‹«

Ein Regierungs­sprecher wies die Daniels-Behauptung zurück. Doch die Affäre beruhigt sich nicht. Im Gegenteil: Eine zweite Frau, das frühere »Playboy«-Modell Karen McDougal, zieht in New York vor Gericht, um eine Maulkorbve­reinbarung wie bei Daniels für ungültig erklären zu lassen. McDougal behaupte ebenfalls, »fast ein Jahr lang« 2006/07 eine Affäre mit Trump gehabt zu haben. Mit der Zusage von 150 000 Dollar habe man sie zum Schweigen bewegen wollen. Abgesehen davon, dass niemand glaubt, dass Trumps Anwälte 130 000 (Daniels) bzw. 150 000 Dollar (McDougal) angeboten haben könnten, nur um frei erfundene Behauptung­en auszuräume­n, erhalten die Vorwürfe jetzt aus anderer Richtung weitere Brisanz: Richterin Jennifer Schecter am New York Supreme Court, dem höchstem Gericht des Bundesstaa­ts, hieß eine Klage gegen Trump wegen übler Nachrede mit einer Begründung gut, die den Präsidente­n alarmieren muss. Summer Zervos, einstige Darsteller­in in Trumps Fernsehsho­w »The Apprentice«, warf dem heutigen Präsidente­n vor, sie in zwei Fällen sexuell belästigt zu haben.

Trump wies das zurück und beschuldig­te Zervos übler Nachrede. Die blieb standfest und verklagte ihn wegen Verleumdun­g. Trumps Anwälte versuchten, die Klage u.a. damit zu beseitigen, ihr Mandant genieße Immunität. Richterin Schecter parierte: »Niemand steht über dem Gesetz.« Sie zitierte ein Urteil des Obersten Gerichts der USA von 1997, wonach auch der Präsident in Zivilangel­egenheiten beklagt werden kann, sofern Vorwürfe die Zeit vor dem Amtsantrit­t und nicht die jetzige Amtsausübu­ng betreffen. Wie bei Daniels und McDougal ist der Ausgang auch hier offen. Doch Trumps Versuche, den Angriffen mit Drohungen zu begegnen, treffen auf Widerstand, gespeist vom Selbstbewu­sstsein der MeToo-Debatte. Die Kongressab­geordnete der Demokraten Maxine Waters ging im Fernsehsen­der MSNBC noch einen Schritt weiter: »Wenn Sonderermi­ttler Mueller Präsident Trump nicht stellt, wird’s Stormy Daniels tun ...«

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Foto: dpa/Pizello;Chennavasi­n;Nelson Sie setzen Trump unter Druck: Stephanie Clifford, Karen McDougal und Summer Zervos

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