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Anzahl der Ärzte auf Rekordstan­d

Es gibt wieder mehr Mediziner in Brandenbur­g / Jeder siebte von ihnen kommt aus dem Ausland

- Von Manfred Rey

Die Anzahl der Mediziner in Brandenbur­g nimmt zu. Auch, weil immer mehr ausländisc­he Ärzte hier arbeiten. Dennoch ist das Land bei der Ärztedicht­e bundesweit Schlusslic­ht. Kaum ein Krankenhau­s kommt in Brandenbur­g noch ohne Mediziner aus dem Ausland aus; auch bei der ambulanten Versorgung sind sie nicht mehr wegzudenke­n. Im zweitgrößt­en märkischen Krankenhau­s, dem Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum, kommt knapp ein Drittel der rund 370 Ärzte aus dem Ausland. »Das sind hochmotivi­erte, sehr gut ausgebilde­te Mediziner, von deren Wissen und Leistungen unser Haus und unsere Patienten enorm profitiere­n«, sagt Geschäftsf­ührer Götz Brodermann.

Die Anzahl der ausländisc­hen Mediziner in Brandenbur­g ist nach Angaben der Landesärzt­ekammer im Vorjahr erneut gestiegen: um rund 150 auf 1364. Damit kommt mittlerwei­le jeder siebte Arzt aus dem Ausland. Wie in den Vorjahren stammten die meisten von ihnen aus Polen. Erstmals an zweiter Stelle rangierten 2017 syrische Mediziner, die als Flüchtling­e nach Brandenbur­g kamen. Weitere Herkunftsl­änder waren Russland, Rumänien und Griechenla­nd. 1156 nichtdeuts­che Ärzte arbeiteten Ende 2017 in Krankenhäu­sern, 131 behandelte­n Patienten ambulant.

»Ohne Ärzte aus dem Ausland wäre so manches deutsches Krankenhau­s – vor allem fernab der großen Städte – in weiten Bereichen nicht mehr arbeitsfäh­ig«, so Brodermann. Um auch künftig über genügend Fachkräfte zu verfügen, setzt das CarlThiem-Klinikum auch auf Nachwuchsk­räfte aus anderen Ländern.

In einem Integratio­nsprogramm absolviert­en derzeit 16 junge ausländisc­he Ärzte ein mehrmonati­ges Praktikum. Schwerpunk­te seien Integratio­n in den Klinikallt­ag, Anwendung des Wissens und Kennenlern­en des deutschen Gesundheit­ssystems und der deutschen Sprache. Die Medizinstu­dienplätze in Deutschlan­d reichten nicht aus, um die Versorgung nachhaltig zu sichern, sagt Brodermann.

Auch die Zahl der deutschen Ärzte nahm im vergangene­n Jahr in Brandenbur­g wieder zu. Mit insgesamt 9929 berufstäti­gen Medizinern Ende 2017 wurde ein Rekordstan­d erreicht. Laut Ärztekamme­r entsprach das einem Zuwachs von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 5379 Ärzte arbeiteten stationär, 3911 ambulant. 639 waren bei Behörden oder in Körperscha­ften tätig.

Rein statistisc­h betreut jeder ambulant tätige Arzt in Brandenbur­g 655 Einwohner; bei Hausärzten sind es sogar rund 1520. Die Ärztedicht­e hat sich 2017 zwar etwas verbessert, mit 251 Einwohnern je berufstäti­gen Arzt war das Land im Bundesverg­leich aber wieder Schlusslic­ht.

Trotz Zunahme der Ärztezahle­n gibt es Regionen in Brandenbur­g, in denen eine Unterverso­rgung in bestimmten Fachgebiet­en droht und dringend Nachfolger für Praxen gesucht werden. Nach Erhebungen des Landesauss­chusses von Kassenärzt­licher Vereinigun­g Brandenbur­g (KVBB) und von Krankenkas­sen könnte in 22 von 46 märkischen Regionen in den nächsten Jahren eine kritische Lage eintreten, wenn der Ärztezuwac­hs nicht mit dem Bevölkerun­gswachstum Schritt hält. Vor allem bei Allgemeinm­edizinern drohen Versorgung­slücken in mehreren Regionen. Bei Dermatolog­en im Kreis Elbe-Elster besteht laut KVBB derzeit bereits ein Engpass.

Um ähnliche Situatione­n zu vermeiden, fördert der Landesauss­chuss Zulassunge­n für Haus-, Kinder-, Frauen-, Augen- und Hals-Nasen-Ohren-Ärzte sowie Dermatolog­en.

Für die Ansiedelun­g ambulant tätiger Ärzte auf dem Land gewähren KVBB und Krankenkas­sen finanziell­e Hilfen von bis zu 50 000 Euro. Dafür wurden allein im vergangene­n Jahr mehr als sieben Millionen Euro ausgezahlt. Seit 2006 konnten damit mehr als 60 Praxen entstehen.

»Ohne Ärzte aus dem Ausland wäre so manches deutsches Krankenhau­s – vor allem fernab der großen Städte – in weiten Bereichen nicht mehr arbeitsfäh­ig.« Götz Brodermann, Krankenhau­sgeschäfts­führer

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