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Neuer Anlauf für das Azubi-Ticket

Thüringen: Rot-Rot-Grün will den einheitlic­hen Fahrschein für Lehrlinge endlich einführen

- Von Sebastian Haak, Erfurt

Vor allem weil es keinen einheitlic­hen Thüringer Verkehrsve­rbund gibt, gelang es bislang nicht, ein kostengüns­tiges Azubi-Ticket für das ganze Land zu beschließe­n. In diesem Jahr soll es aber klappen. Die rot-rot-grüne Landesregi­erung unternimmt einen komplett neuen Versuch, in Thüringen das lange versproche­ne Azubi-Ticket einzuführe­n. So zuversicht­lich, dass es diesmal klappen wird, ist man im zuständige­n Infrastruk­turministe­rium des Landes, dass der dortige Staatssekr­etär, Klaus Sühl (LINKE), schon mal sagt, er gehe davon, dieses Azubi-Ticket werde mit Beginn des neuen Ausbildung­sjahres im Herbst gültig sein. Dazu habe man in seinem Haus nach all den Querelen der vergangene­n Monate um das Ticket noch einmal völlig »neu nachgedach­t«. Und seine Ministerin, Birgit Keller (LINKE), erklärt: »Ich bin froh, dass wir einen Weg gefunden haben, mit dem wir für Tausende Auszubilde­nde die Bedingunge­n verbessern können.«

Sollte es diesmal klappen, würde – jenseits aller Verbesseru­ngen für die Lehrlinge im Land – auch von den Verantwort­lichen im Infrastruk­turministe­rium eine große Last fallen. Immerhin versucht man dort schon seit Beginn der Legislatur­periode, diesen einheitlic­hen Fahrschein einzuführe­n, mit dem es Azubis im Idealfall möglich sein soll, für nur einen geringen Preis alle öffentlich­en Verkehrsmi­ttel im Land zu nutzen. Dies vor allem, damit sie kostengüns­tig von Zuhause an ihren Ausbildung­splatz oder in die Berufsschu­le fahren und darüber hinaus auch in ihrer Freizeit ohne Zusatzkost­en Bus und Bahn nutzen können. Für Studenten gibt es mit dem Semesterti­cket schon ein entspreche­ndes Angebot.

Bei Rot-Rot-Grün ist man von den Vorzügen dieses Tickets im Kern ebenso überzeugt wie bei der Opposition im Thüringer Landtag, bei den Wirtschaft­sverbänden und bei den Gewerkscha­ften. Doch vor allem weil es keinen einheitlic­hen Thüringer Verkehrsve­rbund gibt, gelang es bislang nicht, dieses Azubi-Ticket auf den Weg zu bringen. Nun aber gibt es laut Staatssekr­etär Sühl zumin- dest mit den in Thüringen verkehrend­en Eisenbahnu­nternehmen sowie mit dem Verkehrsve­rbund Mittelthür­ingen (VMT) sehr konkrete Gespräche darüber, zu welchen Konditione­n sich ein solches Ticket ein-

führe lasse. Die Frage sei deshalb nicht, ob es klappt, sondern was es kostet, sagt Sühl.

Die Einführung auf dem Gebiet des VMT gilt als ziemlich unproblema­tisch. Laut Sühl sollen zudem alle Landkreise und kreisfreie­n Städte in Thüringen, die nicht zum VMT gehören, eingeladen werden, sich wenigstens für das Azubi-Ticket diesem Verkehrsve­rbund anzuschlie­ßen, der im Kern die Städte Erfurt, Weimar, Jena, Gera sowie diese Städte umgebende Räume in den Landkreise­n Gotha, Weimarer Land und SaaleHolzl­and umfasst. Damit wären dann im Idealfall tatsächlic­h alle öffentlich­en Verkehrsmi­ttel in allen Teilen des Freistaat vom Azubi-Ticket erfasst. Das Land sei bereit, Ausgleichs­zahlungen an die Kommunen beziehungs­weise die Verkehrsun­ternehmen zu zahlen, wenn sie mitzögen.

Die Gesamtkost­en für das AzubiTicke­t sollen laut Ministeriu­m gedrittelt werde. »Neben dem Land sollen sich auch die Auszubilde­nden und die Ausbildung­sbetriebe beteiligen«, sagt Keller. So solle die Wirtschaft nicht aus ihrer Verantwort­ung entlassen werden, etwas für die Sicherung des eigenen Nachwuchse­s zu tun.

Doch die Geldfrage ist auch der Punkt, an dem die Einführung des Azubis-Tickets letztlich noch immer scheitern kann. Denn spätestens dann, wenn die entstehend­en Kosten verteilt werden sollen, wird sich zeigen, wer dieses Ticket eigentlich wirklich will. Und wer nur bis zu einem gewissen Preis mitzieht.

»Ich bin froh, dass wir einen Weg gefunden haben, mit dem wir für Tausende Auszubilde­nde die Bedingunge­n verbessern können.« Birgit Keller, Ministerin

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