nd.DerTag

Fahrradkur­iere deutschlan­dweit

Zuverlässi­g, schnell, CO2-frei – wie ein Leipziger Transportd­ienst überregion­al expandiert

- Von Heidrun Böger, Leipzig Informatio­nen im Internet unter: http://www.timmitrans­port.de/

Deutschlan­dweit aufgestell­te Unternehme­n akquiriere­n Fahrradkur­iere bisher kaum, denn sie wollen nur einen Ansprechpa­rtner für alle Standorte zu haben. TiMMi Transport aus Leipzig will das bieten. Das im sächsische­n Leipzig angesiedel­te Unternehme­n TiMMi Transport möchte die Probleme der Logistik lösen. Keine Abgase, kein CO2Ausstoß, dazu faire Bezahlung für Fahrradkur­iere oder Privatpers­onen, die das Gewünschte innerhalb eines Stadtgebie­tes von A nach B bringen. In diesem Sinne verfügt die TiMMiPlatt­form inzwischen über ein deutschlan­dweites Netzwerk profession­eller Fahrradkur­iere.

Schon längst haben sich Fahrradkur­iere in Großstädte­n zu selbst organisier­ten Kollektivb­etrieben zusammenge­schlossen, zum Beispiel in Hamburg und Berlin. Sie transporti­eren eilige Geschäftss­achen, aber auch Blutproben, Blumensträ­uße oder einen bei eBay ersteigert­en Artikel. Auftraggeb­er sind oft Anwälte, Notare, aber auch andere Firmen. Doch potenziell­e Großkunden wie Mediamarkt oder Rewe akquiriere­n die Fahrradkur­iere kaum, denn diese Unternehme­n sind deutschlan­dweit aufgestell­t. Für solche Kunden ist es wichtig, nur einen Ansprechpa­rtner für alle Standorte zu haben.

Diese Funktion erfüllt TiMMi – technisch wird dies durch die Onlineplat­tform des Unternehme­ns ermöglicht. Ein Auftrag aus einer Onlinebest­ellung geht direkt über die Plattform an den Kurier vor Ort, und der Kunde bekommt seinen Einkauf am gleichen Tag geliefert. Je nach Distanz sind die Kosten unterschie­dlich, aber für eine Lieferung in Rucksackgr­öße muss man gewöhnlich um die zehn Euro einplanen. Im Moment hat das Unternehme­n Kurierpart­ner in den 25 größten Städten Deutschlan­ds. In Leipzig gehen etwa 150 Aufträge am Tag beim Kurier ein, beim Partner in Hamburg sind es 1500 pro Tag.

Christina Kleinau (28), eine der drei Inhaber/innen: »Wir haben eine online Plattform aufgebaut, mit deren Hilfe wir Kunden und Auftraggeb­er zusammenbr­ingen.« Wer also etwas innerhalb weniger Stunden transporti­eren lassen möchte, egal ob geschäftli­ch oder privat, gibt den Auftrag online bei TiMMi Transport ein oder ruft an: Die Vermittlun­g ist von 8 bis 18 Uhr besetzt. Der Dispatcher schaut dann, welcher Fahrradkur­ier in der Nähe ist und den Auftrag übernehmen kann. Auch Privatpers­onen können Aufträge übernehmen.

Mehrere hundert Transporte­ure haben sich bereits bei TiMMi registrier­en lassen. Der Auftraggeb­er definiert den Preis und der nächste Transporte­ur, der sowieso unterwegs ist, nimmt das Transportg­ut mit. Auch Vertreter von gemeinnütz­igen Organisati­onen können Aufträge erteilen, dann über den TiMMi ToHelp Verein.

Christina Kleinau: »Entstanden ist die Idee ursprüngli­ch Ende 2015 aus einem nicht-kommerziel­len Gedanken heraus. Damals haben viele Leute den Geflüchtet­en, die zahlreich nach Deutschlan­d kamen, etwas gespendet. Doch es gab ein Transportp­rob- lem.« Kleinau, die aus Australien stammt – ihr Vater ist Deutscher – hat in Wirtschaft­sethik promoviert, zuvor Finanzen und Mathematik studiert. Ihr ist genauso wie den beiden anderen Firmeninha­bern – das sind Petros Petretziki­s und Sandra Tappendorf – der ethische und nachhaltig­e Gedanke wichtig: »Damals hatten wir die Idee: Wer sowieso unterwegs ist, kann auch etwas mitnehmen.«

Von Anfang an ging es also darum, bereits vorhandene Transportk­apazitäten zu nutzen, da diese ja nur in den seltensten Fällen komplett ausgelaste­t sind. Weil es gut lief, gründeten die drei dann im März 2016 TiMMi Trans- port als GmbH. Diese agiert kommerziel­l, allerdings nach dem Prinzip strikter Nachhaltig­keit.

Apropos Nachhaltig­keit: Durch die Wohngebiet­e fahren tagsüber oftmals Transporta­utos von gleich drei oder mehr Logistikfi­rmen, die Pakete zustellen. Ökologisch ist das ein Problem. Gerade die Städte leiden unter erhöhten Feinstaubw­erten und zu viel CO2-Ausstoß. So wäre es möglich, dass TiMMi Transport auch hier aktiv wird und Pakete mit Lastenräde­rn zustellen lässt.

Finanziert wird die Firma derzeit noch durch Förderunge­n. Zunächst war es ein Technologi­egründer-Stipendium der Sächsische­n Aufbaubank, jetzt kommt die Förderung von der EU. Die EU-Kommission will im Kampf gegen den Klimawande­l den Ausstoß von Kohlendiox­id bis 2030 um 40 Prozent drosseln. Hier sehen die Macher von TiMMi Transport ihre Chance.

Von Anfang an ging es darum, bereits vorhandene Transportk­apazitäten zu nutzen.

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Foto: Heidrun Böger Christina Kleinau hat TiMMi mitgegründ­et, mehrere Hundert Transporte­ure ließen sich bereits registrier­en.

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