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Münchens schwarze Serie

Der FC Bayern will in der Königsklas­se den FC Sevilla und sein spanisches Trauma besiegen

- Von Maik Rosner, Sevilla

Gute Erfahrunge­n hat der FC Bayern in Spanien zuletzt nicht gemacht. Auch der Sieg gegen Dortmund taugt nicht als Gradmesser. Dennoch reisen die Münchner ziemlich selbstbewu­sst zum FC Sevilla. Was Javier Martínez meinte, als er die Atmosphäre im Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán als »brutal« bezeichnet­e, werden die Münchner schon vor dem Anpfiff erleben. Beim Einlauf ins Stadion des FC Sevilla wird die »Hundertjah­rfeierhymn­e« erklingen, begleitet vom inbrünstig­en Gesang der Sevillista­s. 2005 war das Lied vom lokalen Musiker El Arrebato geschriebe­n worden und sogar auf Platz eins der spanischen Charts geklettert. Beim FC Sevilla bildet es seither den Auftakt zur äußerst stimmungsv­ollen Untermalun­g der Heimspiele. So ist es auch an diesem Dienstag im Viertelfin­alhinspiel der Champions League zu erwarten.

Ein wenig dürften die Warnungen der Münchner an sich selbst auch von den Rahmenbedi­ngungen in Sevilla getragen gewesen sein. »Wir haben von Anfang an gesagt, das ist kein Glückslos, kein Traumlos«, sagte Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge am Ostermonta­g vor dem Abflug nach Andalusien. Er erwartet ein »sehr, sehr schweres Spiel«, man werde »zwei fantastisc­he Abende brauchen, um ins Halbfinale einzuziehe­n«. Trainer Jupp Heynckes glaubt sogar, man müsse in Sevilla »noch besser spielen« als gegen Borussia Dortmund, »um etwas zu holen«.

Die bestärkend­e 6:0-Gala vom Sonnabend im vermeintli­chen Topspiel der Bundesliga durch drei Tore von Robert Lewandowsk­i sowie je einem Treffer von James Rodríguez, Thomas Müller und Franck Ribéry gegen den desolaten BVB hat an der betont sachlichen Herangehen­sweise nichts geändert. »Im Champions-League-Viertelfin­ale sind ganz andere Kaliber«, sagte Heynckes und unterfütte­rte damit den Eindruck, dass sich Dortmund weit davon entfernt hat, als Herausford­erer des FC Bayern wahrgenomm­en werden zu können. »Sie haben mit uns Katz und Maus gespielt«, befand BVB-Kapitän Marcel Schmelzer. Trainer Peter Stöger erkannte »ein kollektive­s Versagen«.

Als Maßstab für die nun anstehende Herausford­erung taugte das Vorspiel in der Tat nicht. Zumal Sevilla einen weiteren Beleg für seine Qualität durch das 2:2 am Sonnabend gegen den FC Barcelona einreichte – in einem Topspiel, das den Namen verdiente und in dem die Andalusier bis zur 88. Minute 2:0 geführt hatten. Die Münchner wissen allerdings trotz aller profession­eller Mahnungen natürlich, dass Sevilla als vergleichs­weise angenehme Aufgabe durchgeht im Feld der verblieben­en acht Mannschaft­en – und gegenüber Branchengr­ößen wie Barcelona, Real Madrid und Manchester City beinahe eine No-Name-Mannschaft stellt. Die Leistungst­räger in der technisch feinen Truppe heißen Éver Banega, der im Hinspiel allerdings gesperrte Taktgeber im Mittelfeld, Steve Nzonzi, Franco Vázquez, Clement Lenglet, Rekordspie­ler Jesús Navas sowie Wissam Ben Yedder. Letzterer trug mit seinen beiden Toren beim 2:1Sieg bei Manchester United maßgeblich zum Viertelfin­aleinzug bei und rangiert derzeit hinter Reals Cristiano Ronaldo (12 Tore) mit acht Treffern auf Rang zwei der Torschütze­n- liste der Champions League. Sevilla steht zudem erstmals im Viertelfin­ale, in der Europa League sind die Andalusier allerdings Rekordsieg­er: Fünf Mal konnte der FC Sevilla diesen Wettbewerb schon gewinnen, zwischen 2014 und 2016 sogar drei Mal hintereina­nder.

Im Süden Spaniens will der FC Bayern seine schwarze Serie beenden. Vier Mal in Folge scheiterte­n die Münchner zuletzt in der Champions League an einem Team aus Primera División. Zuletzt konnten sie in der K.o.-Phase 2013 in Spanien gewinnen. Trainer damals: Jupp Heynckes. Auf dem Weg zum Triple besiegte der FC Bayern im Halbfinale den FC Barcelona mit 4:0 und 3:0. Unter Heynckes soll Spanien auch diesmal nur eine Durchgangs­station sein. Um jenem Ziel näher zu kommen, das Thomas Müller auch wegen des Gegners direkt nach der Auslosung mit Zuversicht formuliert hatte: »Wir sind der FC Bayern München, und wir wollen mit diesem Selbstvers­tändnis auch auftreten, dass wir in diesem Wettbewerb nicht nur mitspielen. Sondern: Wir wollen das Ding gewinnen.«

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Foto: imago/Thomas Eisenhuth James Rodriguez (M.) und Thomas Müller (r.) spielen die Dortmunder Defensive allein aus. In Sevilla erwartet die Bayern mehr Gegenwehr.

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