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Himmelspal­ast verglüht in Atmosphäre

Chinesisch­e Raumstatio­n stürzt über Südpazifik ab

- Von Laurent Thomet, Peking

Chinas Raumstatio­n »Tiangong-1« ist über dem Südpazifik abgestürzt. Das außer Kontrolle geratene Weltraumla­bor sei beim Wiedereint­ritt in die Erdatmosph­äre »größtentei­ls« verglüht, teilte die chinesisch­e Raumfahrtb­ehörde CMSEO am Montag in Peking mit. Bis zuletzt war unklar, wann und wo genau die verbleiben­den Trümmertei­le auf die Erde stürzen würden.

Kurz vor dem Wiedereint­ritt in die Atmosphäre hatte die chinesisch­es Raumfahrtb­ehörde noch mitgeteilt, dass die Station über dem Südatlanti­k abstürzen werde, vor der Küste der brasiliani­schen Stadt São Paulo. Unmittelba­r danach ging »Tiangong-1« dann gegen 02.15 Uhr mitten über dem Südpazifik in den Sturzflug.

China, das ein ehrgeizige­s Raumfahrtp­rogramm unterhält, hatte »Tiangong-1« (zu deutsch: »Himmelspal­ast«) im September 2011 im Weltall ausgesetzt. Auf dem Außenposte­n im All koppelten mehrere bemannte und unbemannte Raumschiff­e an, doch seit 2013 hat kein Taikonaut mehr die Raumstatio­n betreten.

Danach geriet »Tiangong-1« im All außer Kontrolle. Im März 2016 brach der Funkkontak­t ab – das acht Tonnen schwere Raumlabor ließ sich nicht mehr steuern und auch nicht mehr kontrollie­rt in die Erdatmosph­äre manövriere­n. Im September 2016 schickte China den Nachfolger »Tiangong-2« ins All. Bis 2022 soll daraus eine große, ständig bemannte Raumstatio­n entstehen.

Die Raumfahrtb­ehörden weltweit hatten den Sinkflug von »Tiangong-1« genau verfolgt. Die Experten versichert­en aber, dass für Menschen keine Gefahr bestehe. Die Europäisch­e Raumfahrta­gentur ESA erklärte, die Station werde wahrschein­lich ins Meer stürzen. Bereits vor einigen Tagen hatte die chinesisch­e Raumfahrtb­ehörde beteuert, niemand müsse befürchten, dass die Station »wie in einem Science-Fiction-Film wild auf die Erde stürzen wird«. Vielmehr werde sie sich in einen »prächtigen Sternschnu­ppenregen verwandeln, der durch den sternenkla­ren Himmel zur Erde braust«.

Die Hoffnungen von Sterngucke­rn und Astronomen auf ein atemberaub­endes Himmelsspe­ktakel erfüllten sich jedoch nicht. Die Raumstatio­n sei vor dem Sturz in den weitgehend menschenle­eren Pazifik bei Tageslicht über Pöngjang und die japanische Stadt Kyoto hinweggera­st, sagte der USExperte Jonathan McDowell. »Es wäre für die Leute toll gewesen, den Absturz beobachten zu können, aber es wird noch weitere Wiedereint­ritte geben«, fügte der Astronom vom Harvard-Smithsonia­n-Zentrum für Astrophysi­k hinzu. Gut sei letztlich, dass bei dem Absturz niemand zu Schaden gekommen sei.

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