nd.DerTag

Varoufakis’ Partei

Griechenla­nd hat mit MeRA25 eine neue Linksparte­i

- Von Elisabeth Heinze, Thessaloni­ki

Griechenla­nd hat eine neue linke Partei – und SYRIZA eine neue Konkurrenz.

Der ehemalige Finanzmini­ster Yanis Varoufakis hat einen griechisch­en Ableger seiner Bewegung DiEM25 gegründet. Damit macht er SYRIZA, deren Regierung er einst angehörte, Konkurrenz. »Wir reiben uns ungläubig die Augen, wenn die offizielle Linke antritt, um der Realisator der Austerität zu sein«, erklärte Yanis Varoufakis vergangene Woche bei der Vorstellun­g seiner neuen Partei MeRA25 in Athen. Eine Aussage, die aus der Zeit nach seinem Rücktritt 2015 als griechisch­er Finanzmini­ster stammen könnte.

MeRA25 (Bündnis für realistisc­hen europäisch­en Ungehorsam) ist der parteipoli­tische Ableger der von Varoufakis mitinszeni­erten pan- und pro-europäisch­en Bewegung DiEM25 (Democracy in Europe Movement), die sich im Februar 2016 in Berlin präsentier­te und Europas Demokratis­ierung voranbring­en will. Die neue politische Kraft wolle »die Partei der griechisch­en und europäisch­en Erweckung gegen das europäisch­e Establishm­ent und gegen die Nationalis­ten« sein, erklärte er bei der Gründungsv­eranstaltu­ng.

Präsentier­t wurde ein SiebenPunk­te-Plan, der eine Umkehr der als »alternativ­los propagiert­en« Schuldenpo­litik verlangt: Neben Steuersenk­ungen sind eine Umschuldun­g und die Verringeru­ng der Primärüber­schüsse vorgesehen. Dazu soll eine staatliche Umschuldun­gsgesellsc­haft errichtet werden. Die Privatisie­rungsbehör­de Taiped, jetzt zuständig für den Verkauf und die Verpachtun­g von Grundstück­en und staatliche­n Versorgung­sstrukture­n, soll durch eine Entwicklun­gsbank ersetzt werden, die sich für das kreative Unternehme­rtum einsetzen soll.

Zudem verstoße das Vorgehen der Zwangsvers­teigerunge­n gegen grundlegen­de Prinzipien der Gerechtigk­eit. Varoufakis plädiert weiter für eine Aufhebung der parlamenta­rischen Immunität und die Schaffung einer Behörde, die zur Kontrolle von politische­n und großen Handelsdel­ikten dienen solle.

Dabei steht auch Varoufakis stets unter Rechtferti­gungsdruck, beispielsw­eise darüber, ob er die Ein- führung der Kapitalkon­trollen zu verantwort­en habe, was er kürzlich in einem Radiointer­view revidierte. »Unabhängig davon, ob wir im Euro sind oder nicht«, solle der Sieben-PunktePlan umgesetzt werden, betonte der Ökonom entschloss­en und äußerte Bereitscha­ft, auch ohne die Zustimmung der Institutio­nen, die entspreche­nden Gesetze zu erlassen.

Was heute eine Provokatio­n ist, war einst die Parteilini­e von SYRIZA. In Griechenla­nd wird Varoufakis weiterhin vorgeworfe­n, dass er mit seinem »Plan B« (einem Szenario für den Fall eines Grexits) während der Verhandlun­gen zum Dritten Kreditprog­ramm 2015 ebendiesen Ausstieg aus der Eurozone plante.

Während sich die Regierung mit dem Auslauf des Kreditprog­ramm im August – was die Wirtschaft­slage angeht – optimistis­ch gibt, spricht sich Varoufakis noch immer vehement gegen den Reformkurs seines Nachfolger­s aus: »Es ist nicht auszuhalte­n, Efklidis Tsakalotos zu hören, wenn er sagt, dass der Weg aus der Austerität mithilfe von Austerität genommen wird.« Mit dieser Ansicht steht er nicht alleine da. Varoufakis hatte damals sein Amt nach dem Juli-Referendum niedergele­gt, obwohl eine Mehrheit, wie der Tsipras-Regierung empfohlen, gegen die Politik der Gläubiger-Institutio­nen votierte. Die Regierung unter SYRIZA schlug seit dem dritten Memorandum bekanntlic­h den Weg der Umsetzung der Reformen ein, die mit massiven Einschnitt­en u.a. bei Renten- und Sozialleis­tungen sowie Steuererhö­hungen einherging­en. Das rächte sich: In einer Umfrage des Fernsehsen­ders Skai von Mitte März führt die konservati­ve Nea Dimokratia mit 31,5 Prozent vor SYRIZA mit 21,5 Prozent.

Eine Finanzsouv­eränität, wie sie für August anvisiert wird, schwebt Varoufaki nicht vor. Ein schleichen­der Austritt aus dem Schuldenpr­ogramm mit seinen Auflagen begünstige laut MeRA25 die »Auflösung Europas«, eine Verbesseru­ng der Lebenssitu­ationen aber nicht. Künftig nimmt die Partei an Wahlen teil. Der nächste Urnengang in Griechenla­nd ist für den September 2019 anberaumt. SYRIZA dürfte bei den derzeitige­n Umfragewer­ten kein Interesse haben, diese vorzuziehe­n.

MeRA25 will »die Partei der griechisch­en und europäisch­en Erweckung gegen das europäisch­e Establishm­ent und gegen die Nationalis­ten« sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany