nd.DerTag

Das falsche Spiel des Kronprinze­n

- Roland Etzel zur saudischen Politik gegenüber Israel

Kommt es wirklich einer Sensation gleich, dass Saudi-Arabiens Kronprinz jetzt de facto Israels Existenzre­cht anerkannt hat? Nicht, wenn es nach der Faktenlage geht. Längst ist die einstige Frontstell­ung zwischen beiden Staaten nach der Eroberung der muslimisch­en heiligen Stätten Jerusalems durch Israel im SechsTage-Krieg von 1967 einem strategisc­hen Bündnis gewichen.

Einem heimlichen allerdings. Die falschen Kulissen ließ man bestehen, im beiderseit­igen Interesse. So begründet Israel seine Aufrüstung weiter mit der vermeintli­chen Bedrohung aus Saudi-Arabien, während sich das Königshaus in der Rolle des ersten Verteidige­rs palästinen­sischer Rechte sonnt.

Die Täuschung funktionie­rt bis heute. Tatsächlic­h herrscht seit einigen Jahren schon eine uneingesta­ndene, aber sehr intensive politische und – noch stärker – militärisc­he Kooperatio­n. Es heißt sogar: Sollte sich Israel dazu entschließ­en, Iran anzugreife­n, wäre der saudische Luftkorrid­or dafür freigegebe­n. Hier trifft man sich, denn offen nennen beide Teheran als Hauptfeind und übertreffe­n sich gegenseiti­g in der Dämonisier­ung der schiitisch­en Republik.

Und was die so viel Aufsehen erregende Äußerung von Kronprinz Mohammed betrifft, die Israelis hätten »das Recht auf ihr eigenes Land«: Es würde doch ausreichen, Israel förmlich anzuerkenn­en und gleichzeit­ig aufzuforde­rn, seinerseit­s die Rechte der Palästinen­ser anzuerkenn­en. Aber davor drückt sich der Prinz. Aus oben genannten Gründen.

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