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Die Vision einer gerechten Gesellscha­ft

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Der Mord an Martin Luther King am Abend des 4. April 1968 löste weltweit Trauer und Empörung aus. Der schwarze Bürgerrech­tler war auf dem Balkon eines Hotels im Memphis erschossen worden – wahrschein­lich von dem weißen Kriminelle­n und Rassisten James Earl Ray. Jedenfalls wurde Ray, der nach wochenlang­er Flucht verhaftet wurde, zu 99 Jahren Gefängnis verurteilt. Es kursiert aber auch die Version, King sei einem Komplott aus Mafia, Geheimdien­sten und dem Militär zum Opfer gefallen.

Seine berühmtest­e Rede hatte der 1929 geborene Prediger am 28. August 1963 gehalten. Vor 250 000 Menschen sprach er zum Abschluss des Marsches auf Washington für Arbeit und Freiheit. Den wiederkehr­enden Satz »I have a dream« – Ich habe einen Traum – kennt fast jeder, der Text der Rede ist dagegen nur wenigen geläufig. King beschrieb darin seine Vision einer Gesellscha­ft ohne Diskrimini­erung von Schwarzen, ohne brutale Polizeigew­alt gegen Schwarze, ohne die riesige soziale Kluft zwischen Weißen und Schwarzen. Nach dem Marsch auf Washington wurden King und andere Führer der Schwarzen-Bewegung massiv bespitzelt.

Kings Beisetzung am 9. April in Atlanta wurde zu einer Massendemo­nstration. Mehr als 50 000 Menschen kamen auf den Friedhof in seiner Geburtssta­dt Atlanta. Seine Rede vom 28. August 1963 blieb sein politische­s Vermächtni­s und lässt die Defizite der US-amerikanis­chen Gesellscha­ft bis heute deutlich werden. Einige von Kings Forderunge­n sind inzwischen erfüllt; die politische­n Maßstäbe, die diese Rede setzt, sind aber mehr als fünf Jahrzehnte danach noch längst nicht erreicht.

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