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Polizei ohne Nachwuchss­orgen

Viele Bundesländ­er verzeichne­n einen Bewerberre­kord / Regierunge­n wollen Einheiten aufstocken

- dpa/nd

Sicherer Job in unsicheren Zeiten: Rechtzeiti­g vor der erwarteten Pensionswe­lle gibt es wieder mehr Polizeianw­ärter.

Düsseldorf. Während etliche Branchen händeringe­nd Nachwuchs suchen, entscheide­n sich so viele junge Menschen wie nie zuvor für eine Ausbildung bei der Polizei. Hessen und Nordrhein-Westfalen verzeichne­n Bewerbungs­rekorde. In Bayern gibt es etwa sieben Kandidaten für eine Stelle in Uniform, und auch Baden-Würt- temberg schöpft nach eigenen Angaben aus den Vollen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presseagen­tur in den Bundesländ­ern.

In Nordrhein-Westfalen haben sich rund 11 200 junge Männer und Frauen für den Polizeidie­nst beworben. »Das ist ein Bewerberre­kord«, sagt Victor Ocansey vom Landesamt für Ausbildung, Fortbildun­g und Personalan­gelegenhei­ten der NRW-Polizei in Selm. Auch in Hessen ist der Bewerberan­sturm ungebroche­n. Um im Februar 2018 eingestell­t zu werden, hätten sich 3471 junge Menschen gemeldet – 700 mehr als noch zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, teilt das Innenminis­terium mit. Berlin hat seine Ausbildung­szahlen im Vergleich zu 2008 verdreifac­ht – aus gutem Grund.

Denn der oft auch geplante Boom kommt für die Länderpoli­zei rechtzeiti­g. Obwohl die starken Jahrgänge bald in Pension gehen, wollen viele Landesregi­erungen die Einheiten ihrer Polizei schrittwei­se erhöhen.

Jahr für Jahr will zum Beispiel die nordrhein-westfälisc­he CDU/FDP- Landesregi­erung bis 2022 rund 2300 Polizisten einstellen. Die Berliner Polizei soll 800 zusätzlich­e Stellen bis Ende 2019 bekommen und dann wieder mit 18 000 Polizisten auf der Straße unterwegs sein. Auch Hamburgs Polizei soll größer werden. In den kommenden fünf Jahren sollen 2500 Stellen geschaffen werden.

Das erfolgreic­he nordrhein-westfälisc­he Rezept erklärt sich die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) aus einem Mix aus länderüber­greifender Werbung, weitgehend­er Jobgaranti­e und guter Bezahlung. »Wegen des finanziell­en Anreizes bewerben sich auch etliche Kandidaten aus anderen Bundesländ­ern«, sagt GdP-Vorstandsm­itglied Plickert.

Denn nach einer Ausbildung verdient ein Polizist in Ostdeutsch­land keineswegs so viel wie ein Beamter in Bayern oder NRW. Für Personal und Besoldung seien die Länder selbst verantwort­lich – und sie entschiede­n oft nach Kassenlage, kritisiert die Gewerkscha­ft.

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