nd.DerTag

Dehm soll Linksparte­i verlassen

Antrag auf Parteiordn­ungsverfah­ren nach Maas-Äußerung bei Ostermarsc­h

-

Der Bundestags­abgeordnet­e Diether Dehm ist für seine Provokatio­nen bekannt. Nun hat ein Berliner Bezirkspol­itiker den Antrag gestellt, ihn aus der Partei auszuschli­eßen.

Berlin. Der Linksparte­i-Bundestags­abgeordnet­e Diether Dehm gerät nach seiner Verbalatta­cke auf Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) in der eigenen Partei unter Druck. Der Berliner Bezirkspol­itiker Oliver Nöll stellte den Antrag auf ein Parteiordn­ungsverfah­ren mit dem Ziel des Parteiauss­chlusses.

Dehm hatte auf einer Ostermarsc­h-Kundgebung in Berlin am vergangene­n Samstag gesagt, »ein gut gestylter NATO-Strichjung­e Heiko Maas« meine, »jede Rechtmäßig­keit und das Grundgeset­z mit Füßen treten zu können«. Hintergrun­d der Äußerung ist die Ausweisung russischer Diplomaten aus mehreren NATO-Staaten, darunter auch Deutschlan­d, als Reaktion auf den Nervengift­anschlag auf den Doppelagen­ten Sergej Skripal und seine Tochter in Großbritan­nien.

Dem Evangelisc­hen Pressedien­st sagte Nöll, Dehms Wortwahl verletze die Menschenwü­rde. Man müsse die Verrohung der Sprache in der Politik nicht noch befeuern. In seinem Antrag schreibt Nöll, als Mandats- und Funktionst­räger wolle er mit Dehms Äußerungen nicht in Verbindung gebracht werden. Er verwahre sich dagegen, »dass das Abgleiten in einen demagogisc­hen Sprachstil, der eigentlich am äußersten rechten Rand des Parteiensp­ektrums zu verorten ist, in unseren Reihen zu einer achselzuck­enden Gewöhnung führt.«

Mit seinem Verhalten habe Dehm dem Ansehen der Partei schweren Schaden zugefügt. Die Ignoranz gegenüber Grundsätze­n und Beschlussl­agen der Partei habe »bei Dehm eine lange Tradition«.

Nölls Antrag ist inzwischen bei der Partei eingegange­n. Weil Diether Dehm seinen Wahlkreis in Niedersach­sen hat, werde sich zunächst die Landesschi­edskommiss­ion mit dem Antrag beschäftig­en, sagte Nöll.

Dehm, der im Bundestag im EUAusschus­s sitzt und mittelstan­dspolitisc­her Sprecher seiner Fraktion ist, wollte zu dem Antrag und seinen Äußerungen nicht Stellung nehmen. Über sein Büro ließ er aber mitteilen, er gehe davon aus, dass er auch in einem Jahr noch Mitglied seiner Partei sein werde.

Der Parteivors­itzende Bernd Riexinger sagte der »Mitteldeut­schen Zeitung«, Dehms Äußerung sei »unter der Gürtellini­e« und könne »nicht wirklich ernst genommen werden«. Zu dem Antrag gegen Dehm wollte sich Riexinger nicht äußern. Zu einem laufenden Parteiordn­ungsverfah­ren könne er nichts sagen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany