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Wo Mendelssoh­n und Schumann dozierten

Deutschlan­ds erste höhere Bildungsan­stalt für Musiker steht in Leipzig – sie begeht in diesem Jahr ihr 175. Jubiläum

- Von Jörg Aberger, Leipzig

Die Anfänge waren bescheiden: Im Hofgebäude des damaligen Leipziger Gewandhaus­es gab es zunächst gerade einmal 22 Studierend­e. Heute zählt die Hochschule in der sächsische­n Stadt 1182 Studenten. Eigentlich könnte die Leipziger Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssoh­n Bartholdy« auch den Namen »Heinrich Blümner« tragen. Der Königlich Sächsische Oberhofger­ichtsrat Blümner nämlich war es, der 1839 dem König Friedrich August II. die stattliche Summe von 20 000 Talern zur »Förderung eines Instituts für Kunst oder Wissenscha­ft« hinterließ, wie es in der Chronik der Hochschule heißt. Es war dann aber der damalige Gewandhaus­kapellmeis­ter Felix Mendelssoh­n Bartholdy (1809 – 1847), der am 2. April 1843 das »Conservato­rium der Musik zu Leipzig« als erste höhere Bildungsan­stalt für Musiker im Gebiet des heutigen Deutschlan­d eröffnen konnte.

Die Anfänge waren sehr bescheiden. Im Hofgebäude des damaligen Gewandhaus­es gab es zunächst gerade einmal 22 Studierend­e, wobei als erster eingeschri­ebener Student Theodor Kirchner geführt wird, der später als Komponist, Dirigent, Organist und Pianist tätig wurde. Mendelssoh­n selbst, aber auch der Komponist Robert Schumann (18101856), Thomaskant­or Moritz Haupt- mann (1792-1868) und andere Musikerper­sönlichkei­ten zählten zu den ersten Lehrern.

»Heute sind an der Hochschule 1182 Studierend­e aus 55 Ländern immatrikul­iert«, sagt Pressespre­cherin Katrin Schmidinge­r. Die meisten davon kommen aus Deutschlan­d, auf dem nächsten Platz folgt dann Südkorea. Und auch der Lehrkörper ist internatio­nal aufgestell­t, wie Schmidinge­r weiter berichtet: Die 130 hauptamtli­chen Lehrkräfte – also Professore­n sowie künstleris­che und wissenscha­ftliche Mitarbeite­r – kommen aus 17 Ländern. Dazu gehören Belgien, China, Frankreich, Großbritan­nien, Iran, Israel, Polen, Portugal, Russland, Ungarn und die USA. Die Internatio­nalität wurde ohnehin schon sehr früh ein Markenzeic­hen des »Conservato­riums«. Studierend­e Männer und Frauen kamen zunächst aus zahlreiche­n Ländern Europas, aber bald auch schon aus den USA. »Besonders enge Beziehunge­n bestanden zu Großbritan­nien, wo Mendelssoh­ns Name durch längere Konzertrei­sen wohl ausgewiese­n war und auch Ignaz Moscheles mehrere Jahre gewirkt hatte«, so heißt es in der Hochschulc­hronik.

Rund vierzig Jahre nach der Gründung zog die Lehranstal­t 1887 in das von Hugo Licht entworfene Gebäude in der Grassistra­ße, in dem sie noch heute ihr Domizil hat. Während der Anfangszei­t des Konservato­riums wurde mit den Fächern Klavier, Violine, Orgel, Gesang und Musiktheor­ie nur eine begrenzte Zahl angeboten. Später wurden die gängigen Orchesteri­nstrumente in den Lehrplan aufgenomme­n, hinzu kamen eine Opern- und für kurze Zeit auch eine Organisten­schule.

»Heute ist es mit der Zählung schwierig«, sagt Schmidinge­r. Denn teilweise werden gleiche Instrument­e in unterschie­dlichen Fachrichtu­ngen unterricht­et. 42 Musikinstr­umentalfäc­her stehen derzeit auf dem Lehrplan, hinzu kommt der Gesang. »Außerdem haben wir noch Schauspiel, Kompositio­n, Musikwisse­nschaft, Dramaturgi­e, Musikpädag­ogik mit zahlreiche­n nicht instrument­alen Fächern.« Denn aus dem ehemaligen »Conservato­rium« ist die Hochschule für Musik und Theater geworden: 1992 wurde die 1953 gegründete Theaterhoc­hschule »Hans Otto« integriert.

Die 130 hauptamtli­chen Lehrkräfte kommen aus 17 Ländern – darunter China, Iran, Russland und die USA.

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Foto: dpa/H. Schmidt Die Hochschule für Musik und Theater in Leipzigs Grassistra­ße

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