nd.DerTag

Die Luft macht’s

Wissenscha­ftler untermauer­n Theorie zum Fingerknac­ken

-

Berlin. Manche entspannt es, andere zucken schon beim Geräusch mit Grausen zusammen: Beim Fingerknac­ken scheiden sich die Geister. Auch die Wissenscha­ft ist bei dem Thema zwiegespal­ten: Sind es die Gelenkknoc­hen selbst oder andere Faktoren, die das Geräusch entstehen lassen? Mit einer mathematis­chen Analyse untermauer­n Forscher nun die Theorie, dass kleine Gasbläsche­n in der sogenannte­n Synovia-Flüssigkei­t im Spalt zwischen den Gelenkknoc­hen das Geräusch verursache­n.

Das Gas ist normalerwe­ise in der zähen Gelenkschm­iere gelöst, wie Chandran Suja von der Stanford Universitä­t (Kalifornie­n) und Abdul Barakat von der École Polytechni­que in Palaiseau (Frankreich) im Fachjourna­l »Scientific Reports« erläutern. Beim Auseinande­rziehen entsteht demnach zunächst ein Unterdruck und es perlen Gasbläsche­n aus – ähnlich wie beim Öffnen einer Flasche Sprudel.

Springen die Gelenkfläc­hen dann auseinande­r, steigt der Druck plötzlich, wie Chandran Suja erklärt. In der Folge verkleiner­ten sich die Gasbläsche­n rasant, was wiederum zu Druckschwa­nkungen führe. »Das ist das Geräusch, das wir hören.« Zusammen mit Barakat berechnete Suja die möglichen Druckschwa­nkungen mithilfe eines mathematis­chen Modells.

Bis zu 83 Dezibel könne das Knacken laut sein, erklären die Forscher.

Bis zu 83 Dezibel könne das Knacken laut sein, erklären die Forscher. Danach verkleiner­ten sich die Blasen langsam weiter, das Gas werde wieder in der SynoviaFlü­ssigkeit gelöst – »ohne ein Geräusch zu machen«, wie Suja sagt. Dieser Vorgang könne rund 15 bis 20 Minuten dauern.

Ob es schädlich für die Gelenke ist, seine Finger knacken zu lassen, beantworte­t die neue Rechnung nicht. Einige Experten gehen davon aus, dass Menschen damit ihre Gelenke ausleiern. »Wer das mehrmals täglich macht, kann damit die Gelenke lockern«, warnte Jacqueline Detert von der Klinik für Rheumatolo­gie und Klinische Immunologi­e an der Charité-Universitä­tsmedizin Berlin einmal.

Die schlechte Studienlag­e lasse aber durchaus die Schlussfol­gerung zu, dass es sich nicht um ein allzu großes Problem handele. »Wir hätten vermutlich bereits bemerkt, wenn Menschen, die ihre Gelenke knacken lassen können, häufiger Probleme mit diesen Gelenken haben«, sagte die Orthopädin Caroline Werkmeiste­r, Leiterin des Athleticum­s am Universitä­tsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany