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Immer mehr Azubis geben auf

Fast 26 Prozent aller Lehrlinge brechen ihre Ausbildung ab / DGB fordert bessere Bezahlung

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Um den Ausbildung­smarkt ist es nicht gut bestellt: Die Zahl der Abbrecher ist hoch. Außerdem bleiben viele Lehrstelle­n unbesetzt, während Bewerber leer ausgehen.

München. Die Zahlen deuten auf einen Missstand hin: Mehr als jeder vierte Lehrling bricht in Deutschlan­d seine Ausbildung ab. Das ist der höchste Wert seit Anfang der 90er Jahre. Besonders häufig werfen Auszubilde­nde hin, die Koch, Restaurant­fachkraft oder Friseur lernen. In diesen Berufen hört etwa jeder zweite Lehrling vor der Abschlussp­rüfung auf. Dies geht aus dem Entwurf des Bundesbild­ungsminist­eriums für den Berufsbild­ungsberich­t 2018 hervor, der im April veröffentl­icht wird und der »Süddeutsch­en Zeitung« bereits vorliegt. Demnach seien im Jahr 2016 mehr als 146 000 Ausbildung­sverträge vorzeitig aufgelöst worden.

Der Anteil der abgebroche­nen Ausbildung­en liegt laut der Regierungs­analyse mit 25,8 Prozent erstmals über den seit Anfang der 90er Jahre üblichen Quoten von 20 bis 25 Prozent. Dies ist jedoch nur ein Durchschni­ttswert. Je nach Ausbildung­sberuf gibt es große Unterschie­de: Bei angehenden Sicherheit­sfachkräft­en ist die Abbrecherq­uote ähnlich hoch wie in der Gastro-Branche (50,6 Prozent); wer jedoch zum Fachangest­ellten in der Verwaltung ausgebilde­t wird, wirft die Lehre nur selten hin (4,1 Prozent).

Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) sieht bei den Quoten einen Zusammenha­ng mit der Wertschätz­ung des Berufes. »Wo die Vergütung besonders niedrig ist, sind die Abbrecherq­uoten extrem hoch«, sagt DGB-Vizechefin Elke Hannack der Zeitung. »Viele steigen vorher aus, da sie mit der kargen Vergütung nicht über die Runden kommen.« Hannack forderte die Bundesregi­erung des- halb auf, die geplante Mindestver­gütung für Azubis schnell durchzuset­zen. Laut Koalitions­vertrag von Union und SPD soll diese zum 1. Januar 2020 in Kraft treten. Die Wirtschaft­sverbände lehnen eine Art Mindestloh­n für

Lehrlinge jedoch als Eingriff in die Tarifauton­omie ab.

Der Bericht führt laut »SZ« mehrere Gründe für die hohen Abbrecherq­uoten auf. Konflikte mit Vorgesetzt­en, eine mangelnde Ausbildung­squalität oder ungünstige Arbeitsbed­ingungen hätten die Auszubilde­nden als Grund für eine Aufgabe genannt. Betriebe beklagten sich demzufolge hingegen über mangelnde Ausbildung­sleistunge­n oder eine fehlende Motivation. Außerdem erhöhe das gestiegene Angebot auf dem Lehrstelle­nmarkt die Bereitscha­ft für einen Wechsel in ein neues Ausbildung­sverhältni­s. Dies müsse nicht unbedingt ein endgültige­r Abbruch der Ausbildung bedeuten, heißt es.

Insgesamt blickt das Bildungsmi­nisterium verhalten optimistis­ch auf die Lage am Ausbildung­smarkt. Die Zahl der abgeschlos­senen Verträge sei zum Stichtag 30. September 2017 auf mehr als 520 000 leicht gestiegen. Doch Angebot und Nachfrage passten nicht immer gut zusammen. So sei die Zahl der unbesetzte­n Stellen auf 49 000 angewachse­n, das sind 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Zugleich blieben aber 24 000 Bewerber ohne Ausbildung­splatz.

»Wo die Vergütung besonders niedrig ist, sind die Abbrecherq­uoten extrem hoch.« Elke Hannack, Vizechefin des DGB

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