nd.DerTag

Fehler auswerten, Patienten stärken

- Ulrike Henning über den Streit zur Behandlung­sfehlersta­tistik

Ärzte sind Menschen, und Menschen machen Fehler. Soweit, so normal. Prinzipiel­l sollten auch Mediziner lernen wollen, zur Not auch aus Fehlern. Dazu brauchen sie ein geeignetes Umfeld, das diesen Lernprozes­s fördert. Die Berufshaft­pflicht im Rücken, die am liebsten nicht zahlen will, ist da vielleicht nicht immer der beste Einfluss. Dann wird abgestritt­en, was das Zeug hält, auf den immer möglichen, leider schlechten OP-Ausgang verwiesen. Patienten können schwer gegenhalte­n, zumal dann, wenn sie vor Gericht auf eine regelrecht­e Expertenfr­ont treffen. Von 15 000 Gutachten des Medizinisc­hen Dienstes bestätigte­n 2016 ein Viertel einen Fehler. Und die übrigen drei Viertel? Die Schmerzen und Probleme der Betroffene­n sind nicht verschwund­en, nur weil kein Fehler nachweisba­r war.

Die Politik könnte hier eingreifen und endlich einen Härtefallf­onds einführen – für schwer Geschädigt­e, deren Fälle ungeklärt sind, bei unvermeidb­aren Behandlung­en mit hohen Risiken. Zudem könnte eine unabhängig­e Stelle zur Entwicklun­g einer Fehlerkult­ur beitragen und auch für Transparen­z in diesem Feld sorgen, zum Nutzen lernbereit­er Ärzte.

Die Behandlung­sfehlersta­tistik wird jedes Jahr variieren. Der rituell wiederholt­e Streit über diese Zahlen allein bringt jedoch wenig.

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