nd.DerTag

Seehofers Flurschade­n

Uwe Kalbe über den Gesetzentw­urf zum Familienna­chzug von Kriegsflüc­htlingen

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Sollte jemand in der SPD Illusionen gehabt haben, dass auch im Heimatmini­sterium von Horst Seehofer nicht alles so heiß gegessen wird, wie es gekocht ist, dann wird er soeben eines Besseren belehrt. Sozialdemo­kraten, die in den Koalitions­verhandlun­gen den Familienna­chzug für Kriegsflüc­htlinge preisgaben, weil monatlich 1000 Angehörige immerhin besser seien als nichts, müssten sich jetzt die Haare raufen. Der Minister schnitzt eifrig an seinem und dem Bild aller rechten Heimatbewa­hrer, die notfalls auch internatio­nale Pflichten und durchaus in Deutschlan­d geltende Rechtsstan­dards ignorieren, wenn es gilt, das Land vom Elend der Welt freizuhalt­en.

Allerdings ist dies nicht nur für die Kriegsflüc­htlinge ein Problem, die ihre Familien nicht nachholen dürfen, wenn sie keine Arbeit in Deutschlan­d gefunden haben, was angesichts der Hürden hierzuland­e kein besonderes Versagen voraussetz­t. Es ist auch für Deutschlan­d ein Problem. Erstens, weil die Integrierb­arkeit von Menschen, die in der Sorge um Angehörige zerrissen sind, begrenzt bleibt, auch wenn sie besten Willens sind. Und weil zweitens die Rechtsnorm­en in Deutschlan­d auch für Deutsche leiden, wenn Menschenre­chte durch ein Filter sozialer Auslese gegossen werden. Wo nur materiell potente Flüchtling­e ein Recht auf ihre Familie erhalten, brauchen sich auch arme deutsche Familien nicht zu wundern, wenn sie benachteil­igt werden.

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