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USA verhängen neue Strafzölle und China kontert

Beide Länder belegen jeweils Güter im Wert von 50 Milliarden Dollar mit Zöllen

- Von Christian Mihatsch

Chinas schnelle und harte Antwort auf die neuen US-Strafzölle hat die Märkte überrascht. Doch erwarten die meisten Beobachter, dass Washington und Peking sich noch auf einen Deal einigen. In der Nacht zum Mittwoch ist der Handelskon­flikt zwischen den USA und China weiter eskaliert. Die USA belegten rund 1300 Produkte aus China mit einem Strafzoll von 25 Prozent. Damit unterliege­n chinesisch­e Exporte im Wert von 50 Milliarden Dollar diesem Zoll. Dies entspricht zehn Prozent der chinesisch­en Exporte in die USA. Die Zölle treten nach Abschluss von Anhörungen in rund zwei Monaten in Kraft. Die USA wollen China damit für den Diebstahl geistigen Eigentums bestrafen. In China müssen ausländisc­he Investoren oft Joint Ventures mit chinesisch­en Firmen eingehen, wodurch Know-how transferie­rt wird. China erzwingt auch die Lizenzieru­ng gewisser Technologi­en.

Die chinesisch­e Botschaft in Washington teilte daraufhin mit: »Es ist nur höflich, sich zu revanchier­en.« Die Antwort aus Peking kam denn auch prompt: China wird 106 Waren im Wert von ebenfalls 50 Milliarden Dollar mit Zöllen belegen. Dies entspricht 38 Prozent der US-Exporte nach China.

Die Zollmaßnah­men betreffen insbesonde­re Maschinen und High-TechProduk­te. Damit sollen die Auswirkung­en auf die Konsumente­n minimiert werden. Außerdem gehen die USA gegen Produkte vor, die China im Rahmen seiner industriep­olitischen Strategie »Made in China 2025« fördert. Peter Navarro, der handelspol­itische Berater von US-Präsident Donald Trump, sagte zu dieser Strategie: »China hat diesen dreisten China-2025-Plan veröffentl­icht, der dem Rest der Welt sagt: ›Wir werden jede einzelne Industrie der Zukunft dominieren und daher haben eure Volkswirts­chaften keine Zukunft.‹« Der US-Fokus auf Maschinen wurde allerdings umgehend kritisiert. »Zölle auf bestimmte Maschinen machen US-Produkte teurer«, sagt etwa Matthew Shay, Chef des US-Einzelhand­elsverband­s NRF.

China hingegen konzentrie­rt seine Zölle auf US-Agrargüter wie Mais, Sojabohnen und Wein. Eines der wenigen US-Industriep­rodukte auf Pekings Liste sind Flugzeuge. Ein Nutz- nießer des Handelsstr­eits wird daher der europäisch­e Airbus-Konzern sein.

Noch sind die Zölle aber nicht in Kraft und im Hintergrun­d laufen Verhandlun­gen zwischen Washington und Peking. So hoffen viele, dass es zu einem Deal kommt: »Die meisten Analysten und Investoren gehen da- von aus, dass ein Deal in letzter Minute die Erhebung von Zöllen verhindert«, sagt Analyst John Kemp.

Der Ökonom Julian Evans-Pritchard von Capital Economics teilt diese Sicht. Dennoch ist er von der Deutlichke­it der chinesisch­en Reaktion überrascht: »Die Annahme war, dass China nicht allzu aggressiv antworten würde. Chinas Antwort ist eine Überraschu­ng für einige Leute.« Die Märkte reagierten denn auch heftig: Sojabohnen verloren zeitweise über fünf Prozent an Wert, sowohl der Dollar als auch der Yuan büßten gegenüber dem Euro ein und der USAktienin­dex Dow Jones sank im vorbörslic­hen Handel um zwei Prozent.

Sollten die Zölle in Kraft treten, wird dies auch Folgen für Drittstaat­en haben. »Wir werden eine Umleitung des Handels zu Chinas anderen Handelspar­tnern sehen, um das auszugleic­hen, was die USA verlieren«, sagt Sherman Robinson vom USThinktan­k Peterson Institute for Internatio­nal Economics. Brasilien und Argentinie­n werden etwa ihre Sojaexport­e nach China steigern können. Auch Europas Bauern werden profitiere­n: »Wenn US-Weine höheren Zöllen unterliege­n, hat das einen direkten Nutzen für andere Anbieter, insbesonde­re Frankreich und Australien«, sagt Kym Anderson von der Adelaide Universitä­t in Australien.

Da die USA vornehmlic­h chinesisch­e Industriep­rodukte aus ihrem Markt drängen werden, dürfen aber auch deutsche und japanische Maschinenb­auer oder Südkoreas Chemieindu­strie auf bessere Geschäfte in den USA hoffen. Noch ist es aber nicht so weit.

Sollten die Zölle in Kraft treten, wird dies auch Folgen für Drittstaat­en haben. Brasilien und Argentinie­n werden ihre Sojaexport­e nach China steigern können.

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