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Mehr Quereinste­iger sollen Erzieher werden

Mit einer bundespoli­tischen Initiative will Bildungsse­natorin Scheeres (SPD) den Erzieherma­ngel bekämpfen

- Von Jérôme Lombard

Mehr Gehalt und bessere Ausbildung­skondition­en: Mit einer Fachkräfte-Offensive auf Bundeseben­e will Berlin mehr Erzieher gewinnen. Der Bedarf ist groß. Aktuell sind 1000 Stellen unbesetzt. Bildungsse­natorin Sandra Scheeres (SPD) will mehr Menschen für den Beruf des Erziehers begeistern. Dafür hat sie jetzt eine bundespoli­tische Fachkräfte-Initiative ins Leben gerufen. Der Antrag, der im Mai bei der Konferenz der Jugend- und Familienmi­nister der Länder (JFMK) diskutiert werden soll, sieht zukünftig eine bessere Bezahlung von Erziehern sowie eine vergütete Ausbildung vor. Außerdem sollen mit Kampagnen und berufsbegl­eitenden Ausbildung­smodellen gezielt Quereinste­iger geworben werden.

»Wir brauchen diese Fachkräfte­Offensive. Der hohe Bedarf an Er- ziehern ist nicht nur ein Berliner Problem«, sagte Scheeres dem »nd«.

Viele Punkte, etwa eine vergütete Ausbildung und eine bessere Bezahlung der Fachkräfte, betreffe die anderen Länder genauso. Als eine der entscheide­nden Sofortmaßn­ahmen sieht Scheeres die tarifliche Anhebung der Löhne von Erziehern. »Die Fachkräfte müssen grundsätzl­ich im Tarifvertr­ag höher eingruppie­rt werden. Nur so erhält der Beruf die Bewertung, die er tatsächlic­h verdient«, sagte Scheeres.

Nach Angaben des Paritätisc­hen Wohlfahrts­verbandes fehlen an Berliner Kitas aktuell 1000 Erzieher. Bis zum Jahresende 2020 wurde ein Bedarf von 5500 Fachkräfte­n errechnet. Derzeit arbeiten in der Hauptstadt rund 2400 Erzieher in Vollzeit.

Der Personalma­ngel hat zur Folge, dass viele Familien trotz Rechtsansp­ruchs auf einen Kitaplatz keinen finden können. Einige Kitas haben sogar einen Aufnahmest­opp ver- hängt. Sehr zum Ärger der Eltern. Am 27. Mai wollen Elternverb­ände mit einer Großdemo gegen den Platzmange­l protestier­en und eine bessere Kitaqualit­ät fordern.

Die Gewerkscha­ft für Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) findet die bundespoli­tische Initiative der Bildungsse­natorin richtig. »Wir begrüßen diese Initiative zur Höhergrupp­ierung beziehungs­weise zur besseren Bezahlung der Erzieher im Tarifvertr­ag ausdrückli­ch«, sagte Markus Hanisch, Presserefe­rent des Berliner Landesverb­ands der GEW. Spätestens bei der nächsten Verhandlun­gsrunde für den Tarifvertr­ag des Landes im Frühjahr 2019 erwarte man Ergebnisse. »Der Erzieherbe­ruf verdient eine höhere finanziell­e Wertschätz­ung.« Mehr Geld schaffe zudem Anreize für Quereinste­iger, die dringend benötigt würden, so Hanisch.

Ein Erzieher in Berlin verdient je nach einstellen­dem Kita-Träger 2600 bis 3300 Euro brutto monatlich. Bildungsse­natorin Scheeres hat mit ihrer Fachkräfte-Initiative deutlich gemacht, dass sie für die Erzieher eine deutlich bessere Eingruppie­rung fordert. Wie viele Stufen dies genau sein können, müsse aber noch mit den anderen Bundesländ­ern diskutiert werden, heißt es aus dem Berliner Bildungsse­nat.

Scheeres zeigte sich zuversicht­lich, dass ihr Antrag auch von den anderen Bundesländ­ern angenommen wird. »Ich gehe davon aus, dass die Ministerko­nferenz im Mai der neuen Bundesregi­erung den Auftrag erteilen wird, die einzelnen Punkte umzusetzen.« Sie freue sich ganz besonders, dass die neue Bundesfami­lienminist­erin, Franziska Giffey (SPD), bei dem Thema Unterstütz­ung zugesicher­t hat. Die ehemalige Neuköllner Bezirksbür­germeister­in hatte Bund und Länder aufgeforde­rt, den Erzieherbe­ruf durch eine bessere Entlohnung zu fördern.

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