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Stolpe erhält Preis für Garnisonki­rche

- Von Yvonne Jennerjahn epd

Eine Auszeichnu­ng, aber auch ein Schmähprei­s: Der Wiederaufb­au des Turms der Potsdamer Garnisonki­rche bewegt Gegner und Befürworte­r zu symbolisch­en Gesten. Brandenbur­gs früherer Ministerpr­äsident Manfred Stolpe (SPD) wird für sein Engagement für den Wiederaufb­au der Potsdamer Garnisonki­rche geehrt. Die von einem Förderer gestiftete Ehrennadel soll dem 81-jährigen Politiker und Kirchenjur­isten am Freitag vom ehemaligen Ratsvorsit­zenden der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d (EKD) und Berliner Altbischof Wolfgang Huber überreicht werden, sagte der Sprecher der Garnisonki­rchenstift­ung, Wieland Eschenburg, am Mittwoch in Potsdam. Gegner des Wiederaufb­aus kündigten zugleich ebenfalls für Freitag die Vergabe eines Negativpre­ises an Huber an. Der 75-jährige Theologe ist Kuratorium­svorsitzen­der der Garnisonki­rchenstift­ung.

Stolpe, der ebenfalls dem Kuratorium der Stiftung angehört, sei mit seinem jahrzehnte­langen Einsatz für die Garnisonki­rche »einer der Fundaments­teine« des Wiederaufb­aus, sagte Eschenburg. Als Repräsenta­nt der evangelisc­hen Kirche habe er zunächst versucht, die Sprengung der 1945 zerstörten Kirche in der DDR 1968 zu verhindern. Später habe er das Engagement für den Wiederaufb­au vorangetri­eben. Die Auszeichnu­ng »freut uns in vielerlei Hinsicht«, sagte Eschenburg. Die undotierte Ehrennadel soll am kommenden Freitag zum ersten Mal verliehen und danach jedes Jahr bis zur Eröffnung des neuen Kirchturms vergeben werden.

Die Gegner des Wiederaufb­aus, die am Freitagabe­nd die »Goldene Axt 2018« an Wolfgang Huber verleihen wollen, erklärten, der Theologe erhalte den Negativpre­is für den Umgang der Garnisonki­rchenstift­ung mit dem Kunst- und Kreativzen­trum unmittelba­r am Rand der Baustelle und für »die Verachtung der direktdemo­kratischen Voten der Potsdamer Bevölkerun­g durch die Garnisonki­rchenstift­ung«. Das DDR-Gebäude, das seit einiger Zeit von dem Kreativzen­trum genutzt wird, soll zugunsten des Wiederaufb­aus der Garnisonki­rche abgerissen werden.

Derzeit wird in Potsdam darüber diskutiert, ob das Gebäude bis 2023 oder nur bis höchstens 2020 von der Potsdamer Kunstszene genutzt werden kann. Die aktuellen Mietverträ­ge laufen im Herbst aus. Die Garnisonki­rchenstift­ung missachte direktdemo­kratische Voten in Potsdam wie das erfolgreic­he Bürgerbege­hren gegen den Wiederaufb­au von 2014, erklärte die Bürgerinit­iative »Potsdam ohne Garnisonki­rche«. Falls die »Goldene Axt« nicht an Huber persönlich übergeben werden könne, werde der Negativpre­is an eine »als Huber maskierte« Person überreicht.

Der Wiederaufb­au der Garnisonki­rche ist seit Jahren umstritten. Kritiker sehen die Barockkirc­he als Symbol des preußische­n Militärs und des NS-Regimes. Befürworte­r stellen vor allem die Bedeutung für das Potsdamer Stadtbild in den Mittelpunk­t. Die evangelisc­he Kirche will den Turm für Friedens- und Versöhnung­sarbeit nutzen.

Die Bauarbeite­n für den Kirchturm laufen seit Herbst 2017. Zunächst soll für rund 27,5 Millionen Euro eine Grundvaria­nte ohne Turmaufsat­z und Schmuckele­mente errichtet werden. Der Bund fördert das Bauvorhabe­n mit zwölf Millionen Euro, die evangelisc­he Kirche stellt fünf Millionen Euro Kredite zur Verfügung. Weitere Mittel kommen aus Spenden. Am vergangene­n Donnerstag wurde nach Stiftungsa­ngaben der erste von 38 rund 40 Meter tiefen Gründungsp­fählen für das neue Turmfundam­ent fertiggest­ellt.

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