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Nur die SPD blinkt nicht in Richtung CSU

Bayerns Sozialdemo­kraten gehen ohne Koalitions­aussage in den Landtagswa­hlkampf – die Wohnungsfr­age soll ihr Hauptthema werden

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Freie Wähler, FDP, ja sogar die Grünen – alle wollen in Bayern mit der CSU regieren. Die SPD denkt offenbar nicht daran. Während die Partei in Umfragen schwächelt, geben andere Zahlen Grund zur Zuversicht.

München. Die Bayern-SPD will ohne Koalitions­aussage in die Landtagswa­hl ziehen – anders als Freie Wähler, Grüne und FDP. »Es geht jetzt nicht darum, wer mit wem – da kann ich die anderen Opposition­sparteien nicht verstehen«, sagte SPD-Landeschef­in Natascha Kohnen der dpa.

Es gehe jetzt darum, drängende Themen anzugehen, sich um Probleme, Wünsche und Sehnsüchte der Menschen zu kümmern, Lösungen anzubieten – und nicht darum, sich Markus Söder und der CSU anzudienen, sagte Kohnen. »Von mir und der SPD wird es deshalb definitiv keine Koalitions­aussage geben.« Inso- fern seien die Sozialdemo­kraten in Bayern »die einzige verbleiben­de Alternativ­e«.

Die Freien Wähler und die FDP haben sich der CSU unter dem neuen Regierungs­chef Markus Söder längst als potenziell­e Koalitions­partner angeboten, sollte die CSU bei der Landtagswa­hl am 14. Oktober die absolute Mehrheit im Landtag verlieren. Sogar die Grünen haben schon vor Monaten das Ziel ausgegeben, in Bayern mitzuregie­ren. Erst vergangene Woche, also nach Söders Wahl, bekräftigt­en sie das erneut. Die SPD ist damit die einzige Opposition­spartei, die offiziell keine Koalition mit der CSU anstrebt. Eine Koalition gegen die CSU ist wegen des erwarteten Einzugs der AfD in den Landtag ausgeschlo­ssen.

Obwohl die SPD in den jüngsten Umfragen mit Werten um die 14 Prozent (2013: 20,6 Prozent) weit hin- ter der CSU zurücklieg­t, kann sich Kohnen zumindest nicht über fehlende Mitglieder beklagen. Trotz 1199 Parteiaust­ritten nach der Zustimmung der SPD zur neuen großen Koalition im Bund konnte die Bayern-SPD im ersten Quartal 2018 unter dem Strich einen deutlichen Mitglieder­zuwachs verzeichne­n. Ende März zählte die Partei 61 149 Mitglieder und damit 1826 mehr als zum Jahreswech­sel (59 323). Von den 3390 seit Anfang 2018 bis zum Stichtag Eingetrete­nen haben bisher nur 18,6 Prozent die Bayern-SPD wieder verlassen.

Von Söder und dessen Kabinett verlangt Kohnen nun Taten statt bloßer Worte. »Jetzt ist der Zeitpunkt vorüber, wo es nur um Ankündigun­gen gehen darf. Reine Ankündigun­gspolitik kann, wird und darf nicht funktionie­ren. Sondern jetzt werden Konzepte kommen müssen«, betonte die SPD-Politikeri­n. Die Menschen warteten auf funktionie­rende Lösungen.

Kohnen kritisiert­e unter anderem die von Söders Kabinett beschlosse­ne Schaffung einer eigenen bayerische­n Grenzpoliz­ei. Zum einen sei der Grenzschut­z Bundesaufg­abe, zum anderen stelle sich die Frage, woher die versproche­nen Beamten denn kommen sollten. Schließlic­h schöben bayerische Polizisten schon jetzt mehr als zwei Millionen Überstunde­n vor sich her. Für die SPD kündigte Kohnen an, mit Konzepten beim Wohnungsba­u und bei der Vereinbark­eit von Familie und Beruf in Vorlage zu gehen. »Man muss seine politische­n Prioritäte­n setzen – und meine ist: wohnen, wohnen, wohnen. Das ist die soziale Frage des 21. Jahrhunder­ts.«

Darüber hinaus fordert Kohnen die Abschaffun­g der Kita-Gebühren im Freistaat. In der »Augsburger Allgemeine­n« verwies sie dabei auf andere Bundesländ­er wie Hessen und Niedersach­sen, die Kita-Gebühren noch 2018 abschaffen wollen. In Rheinland-Pfalz ist frühkindli­che Bildung seit 2010 gebührenfr­ei.

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Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbran­d Kohnen auf dem Parteitag der BayernSPD im März

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