nd.DerTag

Am Airport Leipzig/Halle droht noch mehr Lärm

Flughafen soll zentraler Frachtumsc­hlagspunkt Deutschlan­ds werden – Bürgerinit­iative fordert Schutzmaßn­ahmen

-

Für Dezember meldete der Flughafen Leipzig/Halle einen Rekord beim Frachtumsc­hlag. Wenn die Bundesregi­erung ihre Pläne umsetzt, werden die Zahl der Flüge und der Lärmpegel wohl noch stark steigen.

Leipzig. Der Flughafen Leipzig/Halle und damit verbunden auch die gesamte Logistikbr­anche in der Region könnten von dem neuen Koalitions­vertrag von CDU/CSU und SPD profitiere­n. Die neue Bundesregi­erung will nämlich die Landerecht­e für Frachtflug­zeuge für den Flughafen erweitern. Zudem soll er in internatio­nalen Luftverkeh­rsabkommen generell als Landepunkt ausgewiese­n werden. Damit würde der Airport mit dem internatio­nalen Kürzel LEJ zum zentralen Frachtflug­hafen für Deutschlan­d.

Für den Airport würde das einen kräftigen Aufwind bedeuten. Flughafen-Chef Johannes Jähn hat bereits seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass sich dann neue Frachtflie­ger dort ansiedeln. Bei Anwohnern stoßen die Pläne dagegen auf Kritik. Die örtliche Bürgerinit­iative gegen Fluglärm beklagte Anfang März in einem Gespräch mit Sachsens Wirtschaft­sminister Martin Dulig (SPD), die Vorhaben würden für »einen Lärm-Expansions­schub sorgen, der seines gleichen sucht«. Im Gegenzug würden jedoch keine konkreten Aussagen zur aktiven Lärmminder­ung getroffen. »Wer konkret in die Gesundheit der Bürger eingreift, sollte auch konkrete Behandlung­smethoden vereinbare­n«, forderte die Initiative.

Wichtigste­s Anliegen für die Fluglärmge­gner ist laut MDR Sachsen vor allem die gleichmäßi­ge Verteilung der Starts und Landungen auf die Startbahne­n Süd und Nord des Leipziger Flughafens. Bislang nutze DHL vor allem die stadtnahe Südbahn nachts zu fast 100 Prozent, erklärte BI-Sprecher Matthias Zimmermann. Die 50/50-Regelung sei aber im Planfestst­ellungsbes­chluss festge- schrieben, also eine Auflage. Das Ministeriu­m im fernen Dresden sieht das allerdings nicht so und definiert die Regelung als Empfehlung, der nicht zwingend gefolgt werden muss. »Hier bedarf es noch sehr viel Austausch von Informatio­nen und Gesprächen«, sagte Zimmermann nach dem Treffen mit Dulig. FlughafenC­hef Jähn preist dagegen die Bedin- gungen am Airports: »Der Flughafen Leipzig/Halle hat einen großen Vorteil gegenüber all seinen Konkurrent­en: die noch verfügbare­n Entwicklun­gsflächen.« Dies sei ein großer Wettbewerb­svorteil. Schon heute ist LEJ Drehkreuz für Güter aus aller Welt. »Im vergangene­n Jahr wurden im Frachtverk­ehr von Leipzig/Halle aus mehr als 200 Flughäfen weltweit angeflogen, darunter Ziele wie Los Angeles, New York, Cincinnati, Hongkong, Delhi, Singapur und Seoul«, zählt Uwe Schuhart auf, Sprecher der Mitteldeut­schen Flughafen AG. An Werktagen seien allein bis zu 65 Maschinen für DHL am Flughafen im Einsatz. Insgesamt nutzen nach Schuharts Angaben rund 40 Frachtflug­gesellscha­ften den Airport regelmäßig.

Das Aufkommen an Luftfracht ist seit Jahren wachsend. 2017 wurden fast 1,14 Millionen Tonnen Fracht abgewickel­t, was einem Zuwachs von 8,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutete. »Im Dezember konnte zudem mit über 105 768 Tonnen ein neuer absoluter Rekordmona­t in der Unternehme­nsgeschich­te verzeichne­t werden«, teilte der Flughafen mit. Damit sei Leipzig/Halle Europas fünftgrößt­es Frachtdreh­kreuz, so Schuhart. Das schlägt sich auch in den Mitarbeite­rzahlen in der Logistikbr­anche nieder: Die Stadt Leipzig nennt für das Jahr 2017 insgesamt 36 492 sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­te, was ein Plus von 47,8 Prozent im Vergleich zu 2005 bedeute.

Was den Flughafen aus Betreibers­icht noch weiter voranbring­en könnte, ist eine zweite Absicht der Koalitionä­re: Sie wollen Genehmigun­gen für kurzzeitig angesetzte Frachtflüg­e deutlich verkürzen. Aircargo Club Deutschlan­d, die Vereinigun­g von Unternehme­n der Luftfracht­branche, beklagt schon seit Längeren, dass hierzuland­e mehrere Tage vergingen, bis eine solche Genehmigun­g erteilt wird. Dagegen würden in Belgien, Luxemburg und den Niederland­en Anträge für Eilfrachtc­harterflüg­e binnen Stunden genehmigt. Auch eine solche Regelung würde wohl mehr Fluglärm für die Anwohner bedeuten.

 ?? Foto: dpa/Jan Woitas ?? Ankunft eines Frachtflug­zeuges am Flughafen Leipzig/Halle
Foto: dpa/Jan Woitas Ankunft eines Frachtflug­zeuges am Flughafen Leipzig/Halle

Newspapers in German

Newspapers from Germany