nd.DerTag

Jetzt soll schnell gebombt werden

Roland Etzel zu Syrien und der Suche nach Schuldigen

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Es steht momentan schlecht um die internatio­nalen Umgangsfor­men in einem Krisenfall. Das aktuelle Beispiel Syrien um den »mutmaßlich­en Giftgasang­riff« zeigt das sehr deutlich. Es sieht so aus, als wollten die USA vor einer Untersuchu­ng gleich losbomben. Allerdings: Mit Beweisführ­ungen zur Rechtferti­gung eines Militärsch­lages oder gar Krieges haben sich US-Regierunge­n schon früher nur ungern aufgehalte­n. Viel lieber haben sie gefälscht und gelogen. So inszeniert­e man 1967 einen Seeüberfal­l, um den Luftkrieg gegen Vietnam beginnen zu können und erfand 2003 irakische Massenvern­ichtungswa­ffen als Kriegsgrun­d gegen Bagdad.

Aber nicht einmal diese Mühe machte sich die aktuelle US-Administra­tion, als sie am Montag »eine entschloss­ene Reaktion gegen das AssadRegim­e« ankündigte. Das Weiße Haus hält es für ausreichen­d zu sagen, der Präsident sei sich in der Schuldfrag­e sicher. Motivsuche? Fehlanzeig­e. Man hat eher den Eindruck, es soll jetzt schnell gebombt werden, ehe die Faktenlage dafür ungünstig wird.

Mag sein, dass das bei Trump niemanden mehr überrascht. Schlimm ist aber, dass auch aus der »Wertegemei­nschaft EU« kein Wort der Besonnenhe­it zu hören ist. Aber vielleicht besinnt sich die Kanzlerin noch. Der Platz des Hilfssheri­ffs neben Trump ist eh schon von Macron besetzt.

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