nd.DerTag

Kurswechse­l?

Hermannus Pfeiffer sieht China auf einem fragwürdig­en Weg

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Xi Jinping verteidigt wieder einmal den Freihandel. Vor einem Jahr in Davos und auf dem G20-Gipfel in Hamburg hatte Chinas Präsident mit seiner Freihandel­srhetorik aufhorchen lassen. Im Konflikt mit den USA hat er nun bei der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) eine Beschwerde gegen die US-Strafzölle eingereich­t. Beim Boao-Wirtschaft­sforum setzte Xi am Dienstag noch einen drauf und sprach von einer »neuen Phase der Öffnung«. Die Wirtschaft seines Landes soll stärker für ausländisc­he Firmen geöffnet werden. Peking strebe keinen Handelsübe­rschuss an und wolle mehr importiere­n.

Vertrauen ist bekanntlic­h gut, Kontrolle in diesem Fall besser. Xi verfolgt auf seinem Weg zur nachholend­en Modernisie­rung der Volksrepub­lik allein die eigenen Interessen. Knallhart. Westliche Firmen dürfen in China nur Geschäfte machen, wenn sie chinesisch­e beteiligen; in der internatio­nalen Industries­pionage dürften Xis Truppen gut im Rennen liegen und der Aufkauf europäisch­er Technologi­efirmen schmeckt nicht jedem.

Anderseits machen US-Konzerne gute Geschäfte im Reich der Mitte. Und Deutschlan­ds Autoriesen verkaufen nirgends so viele Fahrzeuge wie dort. Letztlich hat ja auch China besonders von der Liberalisi­erung des Welthandel­s seit den 1980ern profitiert. Damit trägt Xi ebenfalls Verantwort­ung für die Auswüchse der Globalisie­rung – wo bleibt da der propagiert­e Kurswechse­l?

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