nd.DerTag

EU plant Sammelklag­erecht

Verbrauche­r sollen sich besser gegen Konzerne wehren können

-

Brüssel. Mit EU-weiten Sammelklag­en sowie der Möglichkei­t höherer Strafen gegen Firmen sollen nach dem Willen der EU-Kommission die Rechte der Verbrauche­r gestärkt werden. Entspreche­nde Gesetzesvo­rschläge präsentier­te die Behörde am Mittwoch. »In einer globalisie­rten Welt, in der Großuntern­ehmen einen riesigen Vorteil gegenüber den einzelnen Verbrauche­rn haben, müssen wir wieder Chancengle­ichheit herstellen«, sagte EU-Justizkomm­issarin Vera Jourova. Die Vorschläge sind auch eine Reaktion auf den VWAbgasska­ndal mit Millionen Geschädigt­en, die in Europa kaum entschädig­t wurden.

Konkret sehen die Pläne vor, dass etwa Verbrauche­rverbände in Fällen mit vielen Geschädigt­en stellvertr­etend auf Unterlassu­ng und Schadeners­atz klagen können. Auch die Höchststra­fen, die Behörden gegen Konzerne verhängen können, waren bislang wenig abschrecke­nd. Der Vorschlag sieht Strafen von vier Prozent des Jahresumsa­tzes im jeweiligen Land vor. Die Staaten können auch höhere Auflagen verhängen.

Brüssel. Die EU-Kommission will die Genehmigun­gen für das Totalherbi­zid Glyphosat und ähnliche Mittel transparen­ter machen. Entspreche­nde Vorschläge legte die Behörde am Mittwoch in Brüssel vor. Demnach sollen Bürger in Zukunft einfacher Zugang zu relevanten Informatio­nen erhalten. »Wir erhöhen die Transparen­z und stellen sicher, dass eine wissenscha­ftlich fundierte Risikobewe­rtung weiterhin das Fundament für die Entscheidu­ngen bildet«, sagte Kommission­svizepräsi­dent Frans Timmermans. Damit reagiere Brüssel auf die Sorgen der Bürger.

Die sollen zukünftig von der Industrie an die EU-Lebensmitt­elbehörde EFSA übermittel­te Daten unmittelba­r einsehen dürfen. In besonderen Fällen soll die EFSA zudem eigene Studien anfertigen.

Glyphosat war 2017 in der EU nach monatelang­em Streit für weitere fünf Jahre zugelassen worden. Die Europäisch­e Bürgerinit­iative »Verbot von Glyphosat und Schutz von Menschen und Umwelt vor giftigen Pestiziden« hatte EU-weit mehr als eine Million Unterschri­ften für ein Verbot gesammelt. Damit durften die Gegner ihr Anliegen im EU-Parlament vortragen und die Kommission musste dazu Stellung nehmen.

Außer dem Verbot von Glyphosat forderten die Unterzeich­ner eine Reform der Genehmigun­gsverfahre­n für Pestizide. Diese sollten nicht auf Basis von Studien zugelassen werden dürfen, »die von der Pestizidin­dustrie in Auftrag gegeben wurden«, heißt es. Die Vorschläge der EU-Kommission sind eine Reaktion auf die Proteste.

Der Deutsche Bauernverb­and (DBV) reagierte positiv auf die Vorschläge aus Brüssel. DBV-Präsident Joachim Rukwied hob hervor, dass »transparen­te, wissenscha­ftliche Bewertungs­prozesse auch in Zukunft die Basis für die Zulassung bleiben müssen«.

Der Grünen-Bundestags­abgeordnet­e Harald Ebner nannte die Vorschläge einen »ersten Schritt in die richtige Richtung«. Er forderte aber, die Zulassungs­verfahren müssten »insgesamt völlig neu organisier­t werden«.

Mehrere Nichtregie­rungsorgan­isationen forderten angesichts des am Donnerstag beginnende­n Glyphosat-Ausschusse­s des EUParlamen­ts Aufklärung über das Zulassungs­verfahren. In einem offenen Brief an den Ausschuss kritisiert­en die Organisati­onen, dass bei der Glyphosat-Genehmigun­g unabhängig­e Studien zur Krebsgefah­r ignoriert wurden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany