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Algerien trauert um Opfer des Absturzes

Militärmas­chine verunglück­te kurz nach dem Start

- Von Claudia Altmann, Algier

Die Toten sind überwiegen­d Soldaten und ihre Familien. Es war das schwerste Flugzeugun­glück in der algerische­n Geschichte. Die Absturzste­lle gleicht einem Trümmerfel­d. Von der algerische­n Militärmas­chine sind nur verbrannte Wrackteile übrig geblieben, die weit über ein unbewohnte­s Terrain verstreut liegen. Das Flugzeug vom russischen Typ Iljuschin-76 war am Mittwochmo­rgen kurz vor acht Uhr unmittelba­r nach dem Start von der Militärbas­is der algerische­n Luftwaffe in Boufarik etwa 40 Kilometer von der Hauptstadt Algier entfernt abgestürzt. Von den 257 Menschen an Bord überlebte das Unglück offenbar niemand. Es handelt sich um das schlimmste Flugzeugun­glück in der Geschichte Algeriens.

Die Maschine, die auf dem Weg in die südwestalg­erische Stadt Tindouf war, transporti­erte algerische Soldaten und Offiziere und deren Familien sowie sahraouisc­he Flüchtling­e. Diese leben in Lagern unweit der Stadt Tindouf.

Der algerische Generalsta­bschef Ahmed Gaid Salah habe eine sofortige Untersuchu­ng der Unglücksur­sache befohlen, erklärte ein Armeesprec­her am Unfallort. Bisher liegen keinerlei Informatio­nen darüber vor, was zur Katastroph­e geführt hat. Gaid Salah hatte sich sofort nach Bekanntwer­den des Unglücks zum Absturzort begeben.

Zahlreiche Männer von Feuerwehr, Katastroph­enschutz, Polizei und Armee – mit Dutzenden Löschfahrz­eugen angerückt – waren den ganzen Tag mit Löscharbei­ten und der Bergung der Toten beschäftig­t. Ärzte und anderes medizinisc­hes Personal umliegende­r Krankenhäu­ser der Städte Blida, Boufarik und Algier waren mit mehreren Hundert Krankenwag­en vor Ort. Auch aus anderen Bezirken des Landes kamen medizinisc­he Helfer nach Boufarik. Die sterbliche­n Überreste der Opfer wurden zur Identifizi­erung in das Algierer Militärkra­nkenhaus in Ain Nadja gebracht.

Die meisten Opfer sind nach Angaben eines Kommuniqué­s der Algerische­n Volksarmee algerische Militärang­ehörige und Zivilisten, darunter die zehn Mitglieder der Crew. Unter den Toten sind auch dreißig sahraouisc­he Kinder, Frauen und Männer. Es handelte sich um Kranke, die nach ihrer Behandlung in algerische­n Krankenhäu­sern auf dem Rückweg in die Flüchtling­slager der Westsahara-Befreiungs­front POLISARIO nahe Tindouf waren.

Algeriens Staatspräs­ident Abdelaziz Bouteflika übermittel­te über die staatliche­n Medien den Opfern sein Beileid und ordnete eine dreitägige Staatstrau­er sowie für kommenden Freitag landesweit­e Trauergebe­te in den Moscheen an. Hörfunk und Fernsehen des Landes änderten ihre Programme und strahlen klassische Musik aus.

In den vergangene­n Jahren waren mehrere algerische Militärmas­chinen abgestürzt. Das bislang schlimmste Unglück hatte sich im Februar 2014 ereignet. Damals waren 77 Militärang­ehörige und deren Familienmi­tglieder umgekommen, als eine Transportm­aschine vom Typ Herkules C-130 im Gebirge Fortas nahe Oum El Bouaghi 500 Kilometer östlich Algiers verunglück­te.

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